

torva - einschüchtern
torva - einschüchtern
torva - einschüchtern

Lucía merkte den Entschluss zuerst in den Handgelenken: ein hartes, sauberes Einrasten, als hätte jemand von innen die Schrauben nachgezogen. Der Recolt hob sich und zielte jetzt zwischen die Augen des alten Mannes, die allerdings unbeeindruckt in die Mündung schauten.
Es war nicht das erste Mal, dass Zhenferro dem Tod ins glänzende Antlitz blicken musste.
»Torva«, sprach sie – wie ein Befehl. Den Gegner dominieren und zum eigenen Willen zwingen. Sie spürte, wie Basilio neben ihr mit einem lauten Klack den Recolt entsicherte.
»Keinen Schritt mehr. Waffen runter.«
Zhenferro blieb stehen und wirkte nicht verängstigt oder überrascht – ein Anflug von Verärgerung zeigte sich auf seinem Gesicht. Seine beiden Männer schoben das Gewicht minimal auf die Fußballen und richteten die Mündungen weiterhin auf Basilio. Zhenferro seufzte. »Das ist unnötig«, sagte er höflich, aber mit einer Schärfe in der Stimme, die neu war.
»Lassen Sie das meine Sorge sein«, erwiderte Lucía und bewegte ihre Waffe keinen Millimeter weg. »Und jetzt schön die Waffen zu Boden.« Auch Basilio deutete mit einem Recolt nach unten. »Glauben Sie, es mit den Recovains aufnehmen zu können? Drei Schüsse – und vor mir liegen drei Leichen auf dem Boden.«
Ein schmaler Ärger zog Zhenferro quer über die Stirn. Er entsicherte ruhig seine Pistole mit einer Hand – ein schweres, mattes Eisen mit einem aufgeschraubten Schalldämpfer –, bevor er weitersprach. »Ich hatte bereits das Vergnügen, einige Recovains zu ihrem Herrn zu schicken.«
An seinem Blick sah sie, dass er nicht log.
Zhenferro prüfte ihr Gesicht, als suchte er dort Risse, dann glitt sein Blick zu Basilio, den er ebenfalls kühl musterte. »Ich erkenne es, wenn jemand nicht den Wunsch hat, zu töten«, sagte er schließlich trocken. »Lassen Sie sich nicht von falschem Stolz blenden – fällt ein Schuss, werden alle Karten neu gemischt.«
»Wir sind trainiert«, antwortete Lucía, ohne zu blinzeln. »Winkel. Deckung. Distanzen. Sie denken nur daran zu schießen – und schon hat jemand ein Loch im Kopf. Vielleicht sind Sie es. Vielleicht er.« Ein kaum merkliches Nicken zur linken Mündung. »Wollen Sie es darauf anlegen?«
Das traf; nicht hart, aber es brachte ihn zum Nachdenken. Zhenferro legte den Kopf zur Seite wie ein Vogel. »Sie überschätzen Ihre Position. Vielleicht treffen Sie uns … aber auch wir werden eine Gelegenheit haben, das wissen wir beide.«
Lucía ließ die Stille zwischen ihnen zu. »Und dann?« Ihre Stimme blieb mild. »Ich bin bereit, für meine Recorena zu sterben, ich fürchte das Blei nicht. Sind Sie bereit, Ihr Leben an dieser Stelle zu einem Ende zu führen, Zhenferro?«
Rechts verlagerte einer der Männer das Gewicht. Ein winziges Klicken – entsichert –, dann war die Waffe wieder auf Basilio gerichtet. Zhenferros Blick zuckte dorthin, kehrte zurück und suchte noch einmal Lucías Augen. Er fand keinen Zorn, keine Angst, nur die eiserne Entschlossenheit einer Recovain: das Versprechen, ihren Willen durchzusetzen, wenn notwendig. Doch Zhenferro hatte schon in unzählige Augen gesehen, die töteten um des Tötens willen, die Gewalt und Tod als etwas Alltägliches ansahen und keine Menschenleben achteten.
Die Augen von Lucía, diese blauen und grünen Spiegel, waren allerdings keine solchen Augen.
Er blies die Luft aus, kurz, wie jemand, der eine Kerze löscht, und nickte schließlich. »In Ordnung.« Kein Zeichen des Friedens, kein Zeichen des Respekts – nur Erkenntnis über die Sturheit seiner Feinde. Er brauchte kein Zeichen mit der Hand; ein einziges, tiefes, präzises Pfeifen – und die Waffen seiner Männer senkten sich nach unten. Das Metall berührte den Holzboden, zweimal, gedämpft, als legte man teure Werkzeuge behutsam ab.
Zhenferro selbst ließ das Magazin seiner Waffe auf den Boden fallen und verstaute seine Waffe an seinem Gürtel, bevor er Lucía mit einem fragenden Blick anschaute. »Nun? Wie geht es jetzt weiter, meine Liebe?«
Sie hatten die Oberhand gewonnen. Für einen Moment dachte sie daran, die Trinitriad dennoch loszuwerden, kurz und ohne Gnade, um das Problem ein für alle Mal aus dem Weg zu schaffen. Der weiterhin gespannte Arm von Basilio, an dem die Adern hervortraten, sprach eindeutig dafür, dass auch er diese Option präferieren würde.
Aber dies war nicht der Weg der Recovains.
»Langsam«, sagte Lucía. »Hände sichtbar. Zur Tür.«
Sie gingen rückwärts, die Schultern locker, ihre Augen niemals die ihren verlassend. Zhenferro tat es ihnen nach, so elegant wie man rückwärts gehen konnte, ohne zu stolpern. Kurz vor der Tür hielt er an, blickte noch einmal zu dem weiterhin geöffneten Safe, bevor er Lucía ein letztes Mal musterte, als wollte er sich ihr Gesicht noch einmal einprägen. Die Drachen an seinem Hals zuckten noch einmal bedrohlich auf.
»Ich freue mich auf unser nächstes Aufeinandertreffen, meine Liebe. Dann gewiss zu … anderen Konditionen.«
Sie antwortete nicht und deutete mit ihrem Recolt auf die Tür, durch die sie hereingekommen waren.
Er drehte sich und dann war er fort, seine Männer hinter ihm, ohne Gruß, ohne letzten Spruch. Kein Tipp, kein Lächeln, kein beiläufiges Rätsel. Nur der trockene Nachgeschmack unerwiderter Höflichkeit.
Lucía hielt den Recolt einen Atemzug lang weiterhin auf die Tür gerichtet, bevor sie ihn schließlich zur Stirn führte. Sofort spürte sie die vertraute Kälte des Metalls. Sie erlaubte sich einen Moment der Ruhe, bevor sie sich ihrem Kameraden zuwandte. Basilio musterte sie.
»Gute Arbeit«, sagte er. »Hat uns Munition gespart.«
»Und uns dafür drei beleidigte Trinitriad beschert«, entgegnete Lucía. »Teurer Handel.« Sie strich sich das Haar hinter das Ohr und schritt zum geöffneten Safe, in dem einige verwaiste Unterlagen lagen. Sie blätterte sie achtlos durch und sah ihren Inhalt vor ihrem inneren Auge aufblitzen: Das Siegel von Altareal, dem Regierungsbezirk von Escorial. Karten von der Viadombra, genauer, dem Eingang in die gefluteten Bezirke. Dann ein völlig geschwärztes Dokument, auf dem sie nur das stilisierte Symbol eines Fuchses sah, das sie jedoch nicht kannte.
»Irgendwas von Wert?« Basilio überflog die Zettel.
»Nur Staub und Papier.« Sie warf das Bündel wieder in den Safe und blickte zur Tür.
»Wollen wir?«

Lucía merkte den Entschluss zuerst in den Handgelenken: ein hartes, sauberes Einrasten, als hätte jemand von innen die Schrauben nachgezogen. Der Recolt hob sich und zielte jetzt zwischen die Augen des alten Mannes, die allerdings unbeeindruckt in die Mündung schauten.
Es war nicht das erste Mal, dass Zhenferro dem Tod ins glänzende Antlitz blicken musste.
»Torva«, sprach sie – wie ein Befehl. Den Gegner dominieren und zum eigenen Willen zwingen. Sie spürte, wie Basilio neben ihr mit einem lauten Klack den Recolt entsicherte.
»Keinen Schritt mehr. Waffen runter.«
Zhenferro blieb stehen und wirkte nicht verängstigt oder überrascht – ein Anflug von Verärgerung zeigte sich auf seinem Gesicht. Seine beiden Männer schoben das Gewicht minimal auf die Fußballen und richteten die Mündungen weiterhin auf Basilio. Zhenferro seufzte. »Das ist unnötig«, sagte er höflich, aber mit einer Schärfe in der Stimme, die neu war.
»Lassen Sie das meine Sorge sein«, erwiderte Lucía und bewegte ihre Waffe keinen Millimeter weg. »Und jetzt schön die Waffen zu Boden.« Auch Basilio deutete mit einem Recolt nach unten. »Glauben Sie, es mit den Recovains aufnehmen zu können? Drei Schüsse – und vor mir liegen drei Leichen auf dem Boden.«
Ein schmaler Ärger zog Zhenferro quer über die Stirn. Er entsicherte ruhig seine Pistole mit einer Hand – ein schweres, mattes Eisen mit einem aufgeschraubten Schalldämpfer –, bevor er weitersprach. »Ich hatte bereits das Vergnügen, einige Recovains zu ihrem Herrn zu schicken.«
An seinem Blick sah sie, dass er nicht log.
Zhenferro prüfte ihr Gesicht, als suchte er dort Risse, dann glitt sein Blick zu Basilio, den er ebenfalls kühl musterte. »Ich erkenne es, wenn jemand nicht den Wunsch hat, zu töten«, sagte er schließlich trocken. »Lassen Sie sich nicht von falschem Stolz blenden – fällt ein Schuss, werden alle Karten neu gemischt.«
»Wir sind trainiert«, antwortete Lucía, ohne zu blinzeln. »Winkel. Deckung. Distanzen. Sie denken nur daran zu schießen – und schon hat jemand ein Loch im Kopf. Vielleicht sind Sie es. Vielleicht er.« Ein kaum merkliches Nicken zur linken Mündung. »Wollen Sie es darauf anlegen?«
Das traf; nicht hart, aber es brachte ihn zum Nachdenken. Zhenferro legte den Kopf zur Seite wie ein Vogel. »Sie überschätzen Ihre Position. Vielleicht treffen Sie uns … aber auch wir werden eine Gelegenheit haben, das wissen wir beide.«
Lucía ließ die Stille zwischen ihnen zu. »Und dann?« Ihre Stimme blieb mild. »Ich bin bereit, für meine Recorena zu sterben, ich fürchte das Blei nicht. Sind Sie bereit, Ihr Leben an dieser Stelle zu einem Ende zu führen, Zhenferro?«
Rechts verlagerte einer der Männer das Gewicht. Ein winziges Klicken – entsichert –, dann war die Waffe wieder auf Basilio gerichtet. Zhenferros Blick zuckte dorthin, kehrte zurück und suchte noch einmal Lucías Augen. Er fand keinen Zorn, keine Angst, nur die eiserne Entschlossenheit einer Recovain: das Versprechen, ihren Willen durchzusetzen, wenn notwendig. Doch Zhenferro hatte schon in unzählige Augen gesehen, die töteten um des Tötens willen, die Gewalt und Tod als etwas Alltägliches ansahen und keine Menschenleben achteten.
Die Augen von Lucía, diese blauen und grünen Spiegel, waren allerdings keine solchen Augen.
Er blies die Luft aus, kurz, wie jemand, der eine Kerze löscht, und nickte schließlich. »In Ordnung.« Kein Zeichen des Friedens, kein Zeichen des Respekts – nur Erkenntnis über die Sturheit seiner Feinde. Er brauchte kein Zeichen mit der Hand; ein einziges, tiefes, präzises Pfeifen – und die Waffen seiner Männer senkten sich nach unten. Das Metall berührte den Holzboden, zweimal, gedämpft, als legte man teure Werkzeuge behutsam ab.
Zhenferro selbst ließ das Magazin seiner Waffe auf den Boden fallen und verstaute seine Waffe an seinem Gürtel, bevor er Lucía mit einem fragenden Blick anschaute. »Nun? Wie geht es jetzt weiter, meine Liebe?«
Sie hatten die Oberhand gewonnen. Für einen Moment dachte sie daran, die Trinitriad dennoch loszuwerden, kurz und ohne Gnade, um das Problem ein für alle Mal aus dem Weg zu schaffen. Der weiterhin gespannte Arm von Basilio, an dem die Adern hervortraten, sprach eindeutig dafür, dass auch er diese Option präferieren würde.
Aber dies war nicht der Weg der Recovains.
»Langsam«, sagte Lucía. »Hände sichtbar. Zur Tür.«
Sie gingen rückwärts, die Schultern locker, ihre Augen niemals die ihren verlassend. Zhenferro tat es ihnen nach, so elegant wie man rückwärts gehen konnte, ohne zu stolpern. Kurz vor der Tür hielt er an, blickte noch einmal zu dem weiterhin geöffneten Safe, bevor er Lucía ein letztes Mal musterte, als wollte er sich ihr Gesicht noch einmal einprägen. Die Drachen an seinem Hals zuckten noch einmal bedrohlich auf.
»Ich freue mich auf unser nächstes Aufeinandertreffen, meine Liebe. Dann gewiss zu … anderen Konditionen.«
Sie antwortete nicht und deutete mit ihrem Recolt auf die Tür, durch die sie hereingekommen waren.
Er drehte sich und dann war er fort, seine Männer hinter ihm, ohne Gruß, ohne letzten Spruch. Kein Tipp, kein Lächeln, kein beiläufiges Rätsel. Nur der trockene Nachgeschmack unerwiderter Höflichkeit.
Lucía hielt den Recolt einen Atemzug lang weiterhin auf die Tür gerichtet, bevor sie ihn schließlich zur Stirn führte. Sofort spürte sie die vertraute Kälte des Metalls. Sie erlaubte sich einen Moment der Ruhe, bevor sie sich ihrem Kameraden zuwandte. Basilio musterte sie.
»Gute Arbeit«, sagte er. »Hat uns Munition gespart.«
»Und uns dafür drei beleidigte Trinitriad beschert«, entgegnete Lucía. »Teurer Handel.« Sie strich sich das Haar hinter das Ohr und schritt zum geöffneten Safe, in dem einige verwaiste Unterlagen lagen. Sie blätterte sie achtlos durch und sah ihren Inhalt vor ihrem inneren Auge aufblitzen: Das Siegel von Altareal, dem Regierungsbezirk von Escorial. Karten von der Viadombra, genauer, dem Eingang in die gefluteten Bezirke. Dann ein völlig geschwärztes Dokument, auf dem sie nur das stilisierte Symbol eines Fuchses sah, das sie jedoch nicht kannte.
»Irgendwas von Wert?« Basilio überflog die Zettel.
»Nur Staub und Papier.« Sie warf das Bündel wieder in den Safe und blickte zur Tür.
»Wollen wir?«

Lucía merkte den Entschluss zuerst in den Handgelenken: ein hartes, sauberes Einrasten, als hätte jemand von innen die Schrauben nachgezogen. Der Recolt hob sich und zielte jetzt zwischen die Augen des alten Mannes, die allerdings unbeeindruckt in die Mündung schauten.
Es war nicht das erste Mal, dass Zhenferro dem Tod ins glänzende Antlitz blicken musste.
»Torva«, sprach sie – wie ein Befehl. Den Gegner dominieren und zum eigenen Willen zwingen. Sie spürte, wie Basilio neben ihr mit einem lauten Klack den Recolt entsicherte.
»Keinen Schritt mehr. Waffen runter.«
Zhenferro blieb stehen und wirkte nicht verängstigt oder überrascht – ein Anflug von Verärgerung zeigte sich auf seinem Gesicht. Seine beiden Männer schoben das Gewicht minimal auf die Fußballen und richteten die Mündungen weiterhin auf Basilio. Zhenferro seufzte. »Das ist unnötig«, sagte er höflich, aber mit einer Schärfe in der Stimme, die neu war.
»Lassen Sie das meine Sorge sein«, erwiderte Lucía und bewegte ihre Waffe keinen Millimeter weg. »Und jetzt schön die Waffen zu Boden.« Auch Basilio deutete mit einem Recolt nach unten. »Glauben Sie, es mit den Recovains aufnehmen zu können? Drei Schüsse – und vor mir liegen drei Leichen auf dem Boden.«
Ein schmaler Ärger zog Zhenferro quer über die Stirn. Er entsicherte ruhig seine Pistole mit einer Hand – ein schweres, mattes Eisen mit einem aufgeschraubten Schalldämpfer –, bevor er weitersprach. »Ich hatte bereits das Vergnügen, einige Recovains zu ihrem Herrn zu schicken.«
An seinem Blick sah sie, dass er nicht log.
Zhenferro prüfte ihr Gesicht, als suchte er dort Risse, dann glitt sein Blick zu Basilio, den er ebenfalls kühl musterte. »Ich erkenne es, wenn jemand nicht den Wunsch hat, zu töten«, sagte er schließlich trocken. »Lassen Sie sich nicht von falschem Stolz blenden – fällt ein Schuss, werden alle Karten neu gemischt.«
»Wir sind trainiert«, antwortete Lucía, ohne zu blinzeln. »Winkel. Deckung. Distanzen. Sie denken nur daran zu schießen – und schon hat jemand ein Loch im Kopf. Vielleicht sind Sie es. Vielleicht er.« Ein kaum merkliches Nicken zur linken Mündung. »Wollen Sie es darauf anlegen?«
Das traf; nicht hart, aber es brachte ihn zum Nachdenken. Zhenferro legte den Kopf zur Seite wie ein Vogel. »Sie überschätzen Ihre Position. Vielleicht treffen Sie uns … aber auch wir werden eine Gelegenheit haben, das wissen wir beide.«
Lucía ließ die Stille zwischen ihnen zu. »Und dann?« Ihre Stimme blieb mild. »Ich bin bereit, für meine Recorena zu sterben, ich fürchte das Blei nicht. Sind Sie bereit, Ihr Leben an dieser Stelle zu einem Ende zu führen, Zhenferro?«
Rechts verlagerte einer der Männer das Gewicht. Ein winziges Klicken – entsichert –, dann war die Waffe wieder auf Basilio gerichtet. Zhenferros Blick zuckte dorthin, kehrte zurück und suchte noch einmal Lucías Augen. Er fand keinen Zorn, keine Angst, nur die eiserne Entschlossenheit einer Recovain: das Versprechen, ihren Willen durchzusetzen, wenn notwendig. Doch Zhenferro hatte schon in unzählige Augen gesehen, die töteten um des Tötens willen, die Gewalt und Tod als etwas Alltägliches ansahen und keine Menschenleben achteten.
Die Augen von Lucía, diese blauen und grünen Spiegel, waren allerdings keine solchen Augen.
Er blies die Luft aus, kurz, wie jemand, der eine Kerze löscht, und nickte schließlich. »In Ordnung.« Kein Zeichen des Friedens, kein Zeichen des Respekts – nur Erkenntnis über die Sturheit seiner Feinde. Er brauchte kein Zeichen mit der Hand; ein einziges, tiefes, präzises Pfeifen – und die Waffen seiner Männer senkten sich nach unten. Das Metall berührte den Holzboden, zweimal, gedämpft, als legte man teure Werkzeuge behutsam ab.
Zhenferro selbst ließ das Magazin seiner Waffe auf den Boden fallen und verstaute seine Waffe an seinem Gürtel, bevor er Lucía mit einem fragenden Blick anschaute. »Nun? Wie geht es jetzt weiter, meine Liebe?«
Sie hatten die Oberhand gewonnen. Für einen Moment dachte sie daran, die Trinitriad dennoch loszuwerden, kurz und ohne Gnade, um das Problem ein für alle Mal aus dem Weg zu schaffen. Der weiterhin gespannte Arm von Basilio, an dem die Adern hervortraten, sprach eindeutig dafür, dass auch er diese Option präferieren würde.
Aber dies war nicht der Weg der Recovains.
»Langsam«, sagte Lucía. »Hände sichtbar. Zur Tür.«
Sie gingen rückwärts, die Schultern locker, ihre Augen niemals die ihren verlassend. Zhenferro tat es ihnen nach, so elegant wie man rückwärts gehen konnte, ohne zu stolpern. Kurz vor der Tür hielt er an, blickte noch einmal zu dem weiterhin geöffneten Safe, bevor er Lucía ein letztes Mal musterte, als wollte er sich ihr Gesicht noch einmal einprägen. Die Drachen an seinem Hals zuckten noch einmal bedrohlich auf.
»Ich freue mich auf unser nächstes Aufeinandertreffen, meine Liebe. Dann gewiss zu … anderen Konditionen.«
Sie antwortete nicht und deutete mit ihrem Recolt auf die Tür, durch die sie hereingekommen waren.
Er drehte sich und dann war er fort, seine Männer hinter ihm, ohne Gruß, ohne letzten Spruch. Kein Tipp, kein Lächeln, kein beiläufiges Rätsel. Nur der trockene Nachgeschmack unerwiderter Höflichkeit.
Lucía hielt den Recolt einen Atemzug lang weiterhin auf die Tür gerichtet, bevor sie ihn schließlich zur Stirn führte. Sofort spürte sie die vertraute Kälte des Metalls. Sie erlaubte sich einen Moment der Ruhe, bevor sie sich ihrem Kameraden zuwandte. Basilio musterte sie.
»Gute Arbeit«, sagte er. »Hat uns Munition gespart.«
»Und uns dafür drei beleidigte Trinitriad beschert«, entgegnete Lucía. »Teurer Handel.« Sie strich sich das Haar hinter das Ohr und schritt zum geöffneten Safe, in dem einige verwaiste Unterlagen lagen. Sie blätterte sie achtlos durch und sah ihren Inhalt vor ihrem inneren Auge aufblitzen: Das Siegel von Altareal, dem Regierungsbezirk von Escorial. Karten von der Viadombra, genauer, dem Eingang in die gefluteten Bezirke. Dann ein völlig geschwärztes Dokument, auf dem sie nur das stilisierte Symbol eines Fuchses sah, das sie jedoch nicht kannte.
»Irgendwas von Wert?« Basilio überflog die Zettel.
»Nur Staub und Papier.« Sie warf das Bündel wieder in den Safe und blickte zur Tür.
»Wollen wir?«
