TÉO HACKT DEN AUTOMATEN

TÉO HACKT DEN AUTOMATEN

TÉO HACKT DEN AUTOMATEN

»Im Ernst?« Lyz schaute sie ungläubig an – ebenso wie Téo, der nicht damit gerechnet hatte. »Das Mastermind soll uns einen Jackpot herbeihacken?« Sie schaute zu einem vorbeilaufenden Kellner, lächelte ihn freundlich an, verzog dann wieder die Miene und flüsterte: »Wirklich jetzt?«

Inez nickte und blickte zu Téo, der in seinem Kopf bereits den Automaten hackte. Sie kannte ihn erst seit drei Jahren, doch war er in dieser Zeit zu ihrem besten Freund geworden. Kennengelernt hatte sie ihn, als sie gemeinsam mit Lyz eine Lieferung von Drohnenteilen aus einem Lager für ausrangierte Spielautomaten klauen sollte – ein einfacher und vergleichsweise gut bezahlter Job, der schnell zu erledigen war.

Sie hatten allerdings nicht mit Téo gerechnet.

Das »Mastermind« hatte einen Großteil der Drohnen reaktiviert und überall Fallen platziert, die ihnen beinahe die Beine weggesprengt hätten, wenn Lyz nicht schnell genug reagiert hätte. Es entbrannte ein Katz-und-Maus-Spiel, an dessen Ende sie ihre Waffen aufeinander gerichtet hatten und niemand die Oberhand behielt. Die drei Jugendlichen aus La Perdante beschlossen in diesem Moment, das Kriegsbeil zu begraben und gemeinsame Sache zu machen. Téo gab ihnen einen Teil der Drohnen und bekam dafür etwas vom Gewinn ab. Wo zunächst noch leichtes Misstrauen herrschte – insbesondere bei Lyz –, wuchsen die drei Diebe schnell zusammen und wurden zu Freunden; die Lagerhalle wurde ihr Treffpunkt.

 

Téo war ein einzigartiger Charakter: Es gab Tage, an denen er sich in der Lagerhalle einschloss und mit einem eigenartigen Apparat herauskam, den nur er verstand. Dann gab es Tage, an denen er stundenlang, manchmal tagelang, auf dem Dach ihres Verstecks saß und nachdenklich auf La Gagnante blickte – hätte Inez ihm nicht manchmal etwas zu essen gebracht, wäre er dort oben vermutlich verhungert. Es plagte ihn, dass er nichts über seine Eltern wusste. Eines Tages hatte man ihn auf der Türschwelle eines Waisenhauses gefunden und dort aufgenommen. Er sprach über diese Zeit nur, wenn er einen Grund hatte, doch Inez sah den Schmerz in seinen Augen und hörte bald auf, nachzufragen. Sie wusste, dass er eine Zeit lang nach ihnen gesucht hatte – und immerhin so weit gekommen war, dass klar war: Seine Eltern mussten einem Ordre angehört haben. Danach verlief sich die Spur im dunklen Sand; irgendwann sprach er selbst nicht mehr davon.

Téo hatte hellgraue Augen, die vor seiner dunklen Haut besonders hervorstachen. Es waren rastlose Augen, die nie einen einzigen Punkt länger fixierten. Wenn es stimmte, dass die Augen der Spiegel der Seele waren, dann tobte in Téo ein unruhiges Meer, das ihn nie zur Ruhe kommen ließ.

Lyz und er zankten ständig, und zu Beginn ihrer Freundschaft hatte Inez den Eindruck, Lyz suche nach der erstbesten Gelegenheit, ihn loszuwerden. Doch als Téo eines Tages schwer krank wurde und ein spezielles Medikament brauchte, das sie sich selbst gemeinsam nicht leisten konnten, änderte sich Inez’ Meinung. Eines Nachts lag das Medikament plötzlich auf Téos Kopfkissen; am nächsten Morgen hörte sie von einem Einbruch in einer nahegelegenen Apotheke – hochprofessionell, ohne jegliche Spuren. Sie wusste, dass Lyz alles abstreiten würde, aber das reichte ihr.

Irgendwann gestand Lyz ihr in einer stürmischen Nacht, in der sie Zuflucht in der Viadombra gesucht hatten, dass sie Angst hatte, Téo könnte sie ersetzen.

Ein Gedanke, den Inez nicht nachvollziehen konnte. Niemand konnte Lyz ersetzen.

 

Niemand.

 

»Also …« Téo hatte wieder diesen geschäftsmäßigen Blick, wenn er einen Plan hatte. »An sich sollte es nicht so schwer sein … die meisten Automaten haben in jeder Serie eine spezifische Tastenkombination, um einen Jackpot zu erzwingen. Normalerweise wird die nie benutzt, aber wenn die Systeme getestet werden sollen …« Er blickte nachdenklich durchs Casino, bis sein Blick schließlich an einem Spielautomaten mit der Aufschrift »Los Canaceros« hängen blieb, geschmückt mit einem stilisierten, dreiköpfigen Hund, der einen goldenen Schädel im Maul trug. »Wie passend«, murmelte er und deutete auf den Automaten. »Das sieht mir nach einer modifizierten Version eines PerDa 44 aus, der mit einigen RemGa-Modulen modifiziert wurde …« Er bemerkte die Blicke seiner Freunde und beeilte sich, den Satz zu beenden. »Ein etwas älterer Automat.«

 

Sie schauten ihn immer noch an.

Téo prustete entnervt. »Das ist gut für uns.« Er warf sich im Spiegel an der Wand einen knappen Blick zu und nickte. »Dann wollen wir mal.«

Ohne auf die Reaktion von Lyz und Inez zu warten, setzte sich das Mastermind in Bewegung und marschierte schnurstracks auf den besagten Automaten zu. Lyz bemühte sich, Schritt zu halten, und beugte sich zu Inez hinunter. »Glaubst du, er weiß, was er da tut?«

»Meine ehrliche Meinung oder das, was ich hoffe?«

Lyz zögerte und lehnte sich wieder zurück. »Weißt du, ich habe es mir anders überlegt. Sag es mir nicht.«

Am Automaten angekommen, begrüßte sie der dreiköpfige Hund mit dem goldenen Schädel, der aus der Nähe weit weniger bedrohlich wirkte. Die Legende von La Golgotha, also … jetzt taugte sie nur noch als Zierde für Spielautomaten.

Aber so war das nun mal mit Legenden: Irgendwann verlieren sie ihren mysteriösen, goldenen Staub, der andere anzog.

Téo stellte sich vor den Bildschirm und betrachtete den Automaten aus allen möglichen Winkeln, ohne zu auffällig zu wirken. Sein Fuß tippelte auf und ab.

»Eine von euch muss sich hinsetzen, ich …« – er deutete auf seinen Anzug, der ihn als Begleitschutz auswies – »… kann das nicht.« Er räusperte sich und formte mit den Fingern Zahlen. »Erster Jeton. Drei Sekunden warten. Zweiter Jeton. Fünf Sekunden warten. Dritter Jeton. Drei Sekunden warten. Dann …« – er deutete auf das Zahlenfeld des Automaten, auf dem die Zahlen 1 bis 10 standen – »… in schneller Abfolge die Zahlen: »4 … 9 … 1 … 6 … – und schon … sind wir reich.««

Er wirkte nicht besonders überzeugt. Lyz runzelte die Stirn.

»Bist du dir sicher, Téo?«

Er nickte. »Ja, es … müsste funktionieren.«

»Müsste?«

»Muss.« Jetzt wirkte er trotzig. »Ich kenne diese Automaten. Es ist dasselbe Modell.«

Inez legte ihm eine Hand auf die Schulter und setzte sich vor den Bildschirm. »Téo weiß, was er tut. Also … wollen wir?«

Sie wusste nicht, was sie mehr beunruhigte: das zweifelnde Gesicht von Lyz – oder das von Téo.

»Leg los. Im Notfall zieh ich die Reißleine.« Téo schaute sich jetzt schon besorgt um.

Inez atmete tief durch und nahm die Jetons in die Hand.

Erster Jeton. 3 Sekunden. Was, wenn es nicht klappte?

Zweiter Jeton. 5 Sekunden. Naja, sie konnten immer noch den Rosenkranz stehlen, wenn der Mann noch nicht weg war.

Dritter Jeton. 3 Sekunden. Warum wurde sie dieses ungute Gefühl nicht los? Als ob sie etwas vergessen hätte?

Sie blickte noch einmal zu Lyz und Téo, bevor sie die Zahlen drückte.

4

9

1

6

Sie zog am Hebel – zunächst geschah nichts Ungewöhnliches.

Die Reihen auf dem Bildschirm begannen sich munter zu drehen und verschiedene Symbole anzuzeigen: goldene Schädel, eiserne Hunde, Drachenköpfe und eine Kirche. Dann klingelte der Automat plötzlich, und die Reihen blieben stehen.

Téo riss die Faust in die Luft. »Ha! Hab doch gesagt …«

Dann sah er die drei Symbole.

In jeder Reihe stand das Rad des Schicksals der Maison Lamize.

Inez lief es eiskalt den Rücken hinunter. Jetzt wusste sie, was sie vergessen hatte – Das Symbol auf einem der Automaten und Téos Worte:

»Solange sie nicht von der Maison sind, krieg ich’s hin.«

Sie hatte allerdings keine Zeit, ihre Entscheidung zu bereuen – denn in diesem Moment brach mit ohrenbetäubendem Alarm die Hölle über sie herein.

Schlagartig begann der Automat in roten Lichtern zu blinken und einen schrillen Warnton auszugeben, der sie sich die Ohren zuhalten ließ.
Selbst Lyz’ Geschrei konnte Inez kaum vernehmen.

»Du hast doch gesagt, du weißt, was du tust!«

Schon packten die Wachen des Sanctum Sins die drei und zogen sie an den Haaren durch das gesamte Casino. Das war es – ihr Plan war gescheitert, bevor er überhaupt begonnen hatte.

Doch es war ein anderer Gedanke, der Inez nicht mehr losließ.

Der an die Sangrada.






»Im Ernst?« Lyz schaute sie ungläubig an – ebenso wie Téo, der nicht damit gerechnet hatte. »Das Mastermind soll uns einen Jackpot herbeihacken?« Sie schaute zu einem vorbeilaufenden Kellner, lächelte ihn freundlich an, verzog dann wieder die Miene und flüsterte: »Wirklich jetzt?«

Inez nickte und blickte zu Téo, der in seinem Kopf bereits den Automaten hackte. Sie kannte ihn erst seit drei Jahren, doch war er in dieser Zeit zu ihrem besten Freund geworden. Kennengelernt hatte sie ihn, als sie gemeinsam mit Lyz eine Lieferung von Drohnenteilen aus einem Lager für ausrangierte Spielautomaten klauen sollte – ein einfacher und vergleichsweise gut bezahlter Job, der schnell zu erledigen war.

Sie hatten allerdings nicht mit Téo gerechnet.

Das »Mastermind« hatte einen Großteil der Drohnen reaktiviert und überall Fallen platziert, die ihnen beinahe die Beine weggesprengt hätten, wenn Lyz nicht schnell genug reagiert hätte. Es entbrannte ein Katz-und-Maus-Spiel, an dessen Ende sie ihre Waffen aufeinander gerichtet hatten und niemand die Oberhand behielt. Die drei Jugendlichen aus La Perdante beschlossen in diesem Moment, das Kriegsbeil zu begraben und gemeinsame Sache zu machen. Téo gab ihnen einen Teil der Drohnen und bekam dafür etwas vom Gewinn ab. Wo zunächst noch leichtes Misstrauen herrschte – insbesondere bei Lyz –, wuchsen die drei Diebe schnell zusammen und wurden zu Freunden; die Lagerhalle wurde ihr Treffpunkt.

 

Téo war ein einzigartiger Charakter: Es gab Tage, an denen er sich in der Lagerhalle einschloss und mit einem eigenartigen Apparat herauskam, den nur er verstand. Dann gab es Tage, an denen er stundenlang, manchmal tagelang, auf dem Dach ihres Verstecks saß und nachdenklich auf La Gagnante blickte – hätte Inez ihm nicht manchmal etwas zu essen gebracht, wäre er dort oben vermutlich verhungert. Es plagte ihn, dass er nichts über seine Eltern wusste. Eines Tages hatte man ihn auf der Türschwelle eines Waisenhauses gefunden und dort aufgenommen. Er sprach über diese Zeit nur, wenn er einen Grund hatte, doch Inez sah den Schmerz in seinen Augen und hörte bald auf, nachzufragen. Sie wusste, dass er eine Zeit lang nach ihnen gesucht hatte – und immerhin so weit gekommen war, dass klar war: Seine Eltern mussten einem Ordre angehört haben. Danach verlief sich die Spur im dunklen Sand; irgendwann sprach er selbst nicht mehr davon.

Téo hatte hellgraue Augen, die vor seiner dunklen Haut besonders hervorstachen. Es waren rastlose Augen, die nie einen einzigen Punkt länger fixierten. Wenn es stimmte, dass die Augen der Spiegel der Seele waren, dann tobte in Téo ein unruhiges Meer, das ihn nie zur Ruhe kommen ließ.

Lyz und er zankten ständig, und zu Beginn ihrer Freundschaft hatte Inez den Eindruck, Lyz suche nach der erstbesten Gelegenheit, ihn loszuwerden. Doch als Téo eines Tages schwer krank wurde und ein spezielles Medikament brauchte, das sie sich selbst gemeinsam nicht leisten konnten, änderte sich Inez’ Meinung. Eines Nachts lag das Medikament plötzlich auf Téos Kopfkissen; am nächsten Morgen hörte sie von einem Einbruch in einer nahegelegenen Apotheke – hochprofessionell, ohne jegliche Spuren. Sie wusste, dass Lyz alles abstreiten würde, aber das reichte ihr.

Irgendwann gestand Lyz ihr in einer stürmischen Nacht, in der sie Zuflucht in der Viadombra gesucht hatten, dass sie Angst hatte, Téo könnte sie ersetzen.

Ein Gedanke, den Inez nicht nachvollziehen konnte. Niemand konnte Lyz ersetzen.

 

Niemand.

 

»Also …« Téo hatte wieder diesen geschäftsmäßigen Blick, wenn er einen Plan hatte. »An sich sollte es nicht so schwer sein … die meisten Automaten haben in jeder Serie eine spezifische Tastenkombination, um einen Jackpot zu erzwingen. Normalerweise wird die nie benutzt, aber wenn die Systeme getestet werden sollen …« Er blickte nachdenklich durchs Casino, bis sein Blick schließlich an einem Spielautomaten mit der Aufschrift »Los Canaceros« hängen blieb, geschmückt mit einem stilisierten, dreiköpfigen Hund, der einen goldenen Schädel im Maul trug. »Wie passend«, murmelte er und deutete auf den Automaten. »Das sieht mir nach einer modifizierten Version eines PerDa 44 aus, der mit einigen RemGa-Modulen modifiziert wurde …« Er bemerkte die Blicke seiner Freunde und beeilte sich, den Satz zu beenden. »Ein etwas älterer Automat.«

 

Sie schauten ihn immer noch an.

Téo prustete entnervt. »Das ist gut für uns.« Er warf sich im Spiegel an der Wand einen knappen Blick zu und nickte. »Dann wollen wir mal.«

Ohne auf die Reaktion von Lyz und Inez zu warten, setzte sich das Mastermind in Bewegung und marschierte schnurstracks auf den besagten Automaten zu. Lyz bemühte sich, Schritt zu halten, und beugte sich zu Inez hinunter. »Glaubst du, er weiß, was er da tut?«

»Meine ehrliche Meinung oder das, was ich hoffe?«

Lyz zögerte und lehnte sich wieder zurück. »Weißt du, ich habe es mir anders überlegt. Sag es mir nicht.«

Am Automaten angekommen, begrüßte sie der dreiköpfige Hund mit dem goldenen Schädel, der aus der Nähe weit weniger bedrohlich wirkte. Die Legende von La Golgotha, also … jetzt taugte sie nur noch als Zierde für Spielautomaten.

Aber so war das nun mal mit Legenden: Irgendwann verlieren sie ihren mysteriösen, goldenen Staub, der andere anzog.

Téo stellte sich vor den Bildschirm und betrachtete den Automaten aus allen möglichen Winkeln, ohne zu auffällig zu wirken. Sein Fuß tippelte auf und ab.

»Eine von euch muss sich hinsetzen, ich …« – er deutete auf seinen Anzug, der ihn als Begleitschutz auswies – »… kann das nicht.« Er räusperte sich und formte mit den Fingern Zahlen. »Erster Jeton. Drei Sekunden warten. Zweiter Jeton. Fünf Sekunden warten. Dritter Jeton. Drei Sekunden warten. Dann …« – er deutete auf das Zahlenfeld des Automaten, auf dem die Zahlen 1 bis 10 standen – »… in schneller Abfolge die Zahlen: »4 … 9 … 1 … 6 … – und schon … sind wir reich.««

Er wirkte nicht besonders überzeugt. Lyz runzelte die Stirn.

»Bist du dir sicher, Téo?«

Er nickte. »Ja, es … müsste funktionieren.«

»Müsste?«

»Muss.« Jetzt wirkte er trotzig. »Ich kenne diese Automaten. Es ist dasselbe Modell.«

Inez legte ihm eine Hand auf die Schulter und setzte sich vor den Bildschirm. »Téo weiß, was er tut. Also … wollen wir?«

Sie wusste nicht, was sie mehr beunruhigte: das zweifelnde Gesicht von Lyz – oder das von Téo.

»Leg los. Im Notfall zieh ich die Reißleine.« Téo schaute sich jetzt schon besorgt um.

Inez atmete tief durch und nahm die Jetons in die Hand.

Erster Jeton. 3 Sekunden. Was, wenn es nicht klappte?

Zweiter Jeton. 5 Sekunden. Naja, sie konnten immer noch den Rosenkranz stehlen, wenn der Mann noch nicht weg war.

Dritter Jeton. 3 Sekunden. Warum wurde sie dieses ungute Gefühl nicht los? Als ob sie etwas vergessen hätte?

Sie blickte noch einmal zu Lyz und Téo, bevor sie die Zahlen drückte.

4

9

1

6

Sie zog am Hebel – zunächst geschah nichts Ungewöhnliches.

Die Reihen auf dem Bildschirm begannen sich munter zu drehen und verschiedene Symbole anzuzeigen: goldene Schädel, eiserne Hunde, Drachenköpfe und eine Kirche. Dann klingelte der Automat plötzlich, und die Reihen blieben stehen.

Téo riss die Faust in die Luft. »Ha! Hab doch gesagt …«

Dann sah er die drei Symbole.

In jeder Reihe stand das Rad des Schicksals der Maison Lamize.

Inez lief es eiskalt den Rücken hinunter. Jetzt wusste sie, was sie vergessen hatte – Das Symbol auf einem der Automaten und Téos Worte:

»Solange sie nicht von der Maison sind, krieg ich’s hin.«

Sie hatte allerdings keine Zeit, ihre Entscheidung zu bereuen – denn in diesem Moment brach mit ohrenbetäubendem Alarm die Hölle über sie herein.

Schlagartig begann der Automat in roten Lichtern zu blinken und einen schrillen Warnton auszugeben, der sie sich die Ohren zuhalten ließ.
Selbst Lyz’ Geschrei konnte Inez kaum vernehmen.

»Du hast doch gesagt, du weißt, was du tust!«

Schon packten die Wachen des Sanctum Sins die drei und zogen sie an den Haaren durch das gesamte Casino. Das war es – ihr Plan war gescheitert, bevor er überhaupt begonnen hatte.

Doch es war ein anderer Gedanke, der Inez nicht mehr losließ.

Der an die Sangrada.






»Im Ernst?« Lyz schaute sie ungläubig an – ebenso wie Téo, der nicht damit gerechnet hatte. »Das Mastermind soll uns einen Jackpot herbeihacken?« Sie schaute zu einem vorbeilaufenden Kellner, lächelte ihn freundlich an, verzog dann wieder die Miene und flüsterte: »Wirklich jetzt?«

Inez nickte und blickte zu Téo, der in seinem Kopf bereits den Automaten hackte. Sie kannte ihn erst seit drei Jahren, doch war er in dieser Zeit zu ihrem besten Freund geworden. Kennengelernt hatte sie ihn, als sie gemeinsam mit Lyz eine Lieferung von Drohnenteilen aus einem Lager für ausrangierte Spielautomaten klauen sollte – ein einfacher und vergleichsweise gut bezahlter Job, der schnell zu erledigen war.

Sie hatten allerdings nicht mit Téo gerechnet.

Das »Mastermind« hatte einen Großteil der Drohnen reaktiviert und überall Fallen platziert, die ihnen beinahe die Beine weggesprengt hätten, wenn Lyz nicht schnell genug reagiert hätte. Es entbrannte ein Katz-und-Maus-Spiel, an dessen Ende sie ihre Waffen aufeinander gerichtet hatten und niemand die Oberhand behielt. Die drei Jugendlichen aus La Perdante beschlossen in diesem Moment, das Kriegsbeil zu begraben und gemeinsame Sache zu machen. Téo gab ihnen einen Teil der Drohnen und bekam dafür etwas vom Gewinn ab. Wo zunächst noch leichtes Misstrauen herrschte – insbesondere bei Lyz –, wuchsen die drei Diebe schnell zusammen und wurden zu Freunden; die Lagerhalle wurde ihr Treffpunkt.

 

Téo war ein einzigartiger Charakter: Es gab Tage, an denen er sich in der Lagerhalle einschloss und mit einem eigenartigen Apparat herauskam, den nur er verstand. Dann gab es Tage, an denen er stundenlang, manchmal tagelang, auf dem Dach ihres Verstecks saß und nachdenklich auf La Gagnante blickte – hätte Inez ihm nicht manchmal etwas zu essen gebracht, wäre er dort oben vermutlich verhungert. Es plagte ihn, dass er nichts über seine Eltern wusste. Eines Tages hatte man ihn auf der Türschwelle eines Waisenhauses gefunden und dort aufgenommen. Er sprach über diese Zeit nur, wenn er einen Grund hatte, doch Inez sah den Schmerz in seinen Augen und hörte bald auf, nachzufragen. Sie wusste, dass er eine Zeit lang nach ihnen gesucht hatte – und immerhin so weit gekommen war, dass klar war: Seine Eltern mussten einem Ordre angehört haben. Danach verlief sich die Spur im dunklen Sand; irgendwann sprach er selbst nicht mehr davon.

Téo hatte hellgraue Augen, die vor seiner dunklen Haut besonders hervorstachen. Es waren rastlose Augen, die nie einen einzigen Punkt länger fixierten. Wenn es stimmte, dass die Augen der Spiegel der Seele waren, dann tobte in Téo ein unruhiges Meer, das ihn nie zur Ruhe kommen ließ.

Lyz und er zankten ständig, und zu Beginn ihrer Freundschaft hatte Inez den Eindruck, Lyz suche nach der erstbesten Gelegenheit, ihn loszuwerden. Doch als Téo eines Tages schwer krank wurde und ein spezielles Medikament brauchte, das sie sich selbst gemeinsam nicht leisten konnten, änderte sich Inez’ Meinung. Eines Nachts lag das Medikament plötzlich auf Téos Kopfkissen; am nächsten Morgen hörte sie von einem Einbruch in einer nahegelegenen Apotheke – hochprofessionell, ohne jegliche Spuren. Sie wusste, dass Lyz alles abstreiten würde, aber das reichte ihr.

Irgendwann gestand Lyz ihr in einer stürmischen Nacht, in der sie Zuflucht in der Viadombra gesucht hatten, dass sie Angst hatte, Téo könnte sie ersetzen.

Ein Gedanke, den Inez nicht nachvollziehen konnte. Niemand konnte Lyz ersetzen.

 

Niemand.

 

»Also …« Téo hatte wieder diesen geschäftsmäßigen Blick, wenn er einen Plan hatte. »An sich sollte es nicht so schwer sein … die meisten Automaten haben in jeder Serie eine spezifische Tastenkombination, um einen Jackpot zu erzwingen. Normalerweise wird die nie benutzt, aber wenn die Systeme getestet werden sollen …« Er blickte nachdenklich durchs Casino, bis sein Blick schließlich an einem Spielautomaten mit der Aufschrift »Los Canaceros« hängen blieb, geschmückt mit einem stilisierten, dreiköpfigen Hund, der einen goldenen Schädel im Maul trug. »Wie passend«, murmelte er und deutete auf den Automaten. »Das sieht mir nach einer modifizierten Version eines PerDa 44 aus, der mit einigen RemGa-Modulen modifiziert wurde …« Er bemerkte die Blicke seiner Freunde und beeilte sich, den Satz zu beenden. »Ein etwas älterer Automat.«

 

Sie schauten ihn immer noch an.

Téo prustete entnervt. »Das ist gut für uns.« Er warf sich im Spiegel an der Wand einen knappen Blick zu und nickte. »Dann wollen wir mal.«

Ohne auf die Reaktion von Lyz und Inez zu warten, setzte sich das Mastermind in Bewegung und marschierte schnurstracks auf den besagten Automaten zu. Lyz bemühte sich, Schritt zu halten, und beugte sich zu Inez hinunter. »Glaubst du, er weiß, was er da tut?«

»Meine ehrliche Meinung oder das, was ich hoffe?«

Lyz zögerte und lehnte sich wieder zurück. »Weißt du, ich habe es mir anders überlegt. Sag es mir nicht.«

Am Automaten angekommen, begrüßte sie der dreiköpfige Hund mit dem goldenen Schädel, der aus der Nähe weit weniger bedrohlich wirkte. Die Legende von La Golgotha, also … jetzt taugte sie nur noch als Zierde für Spielautomaten.

Aber so war das nun mal mit Legenden: Irgendwann verlieren sie ihren mysteriösen, goldenen Staub, der andere anzog.

Téo stellte sich vor den Bildschirm und betrachtete den Automaten aus allen möglichen Winkeln, ohne zu auffällig zu wirken. Sein Fuß tippelte auf und ab.

»Eine von euch muss sich hinsetzen, ich …« – er deutete auf seinen Anzug, der ihn als Begleitschutz auswies – »… kann das nicht.« Er räusperte sich und formte mit den Fingern Zahlen. »Erster Jeton. Drei Sekunden warten. Zweiter Jeton. Fünf Sekunden warten. Dritter Jeton. Drei Sekunden warten. Dann …« – er deutete auf das Zahlenfeld des Automaten, auf dem die Zahlen 1 bis 10 standen – »… in schneller Abfolge die Zahlen: »4 … 9 … 1 … 6 … – und schon … sind wir reich.««

Er wirkte nicht besonders überzeugt. Lyz runzelte die Stirn.

»Bist du dir sicher, Téo?«

Er nickte. »Ja, es … müsste funktionieren.«

»Müsste?«

»Muss.« Jetzt wirkte er trotzig. »Ich kenne diese Automaten. Es ist dasselbe Modell.«

Inez legte ihm eine Hand auf die Schulter und setzte sich vor den Bildschirm. »Téo weiß, was er tut. Also … wollen wir?«

Sie wusste nicht, was sie mehr beunruhigte: das zweifelnde Gesicht von Lyz – oder das von Téo.

»Leg los. Im Notfall zieh ich die Reißleine.« Téo schaute sich jetzt schon besorgt um.

Inez atmete tief durch und nahm die Jetons in die Hand.

Erster Jeton. 3 Sekunden. Was, wenn es nicht klappte?

Zweiter Jeton. 5 Sekunden. Naja, sie konnten immer noch den Rosenkranz stehlen, wenn der Mann noch nicht weg war.

Dritter Jeton. 3 Sekunden. Warum wurde sie dieses ungute Gefühl nicht los? Als ob sie etwas vergessen hätte?

Sie blickte noch einmal zu Lyz und Téo, bevor sie die Zahlen drückte.

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1

6

Sie zog am Hebel – zunächst geschah nichts Ungewöhnliches.

Die Reihen auf dem Bildschirm begannen sich munter zu drehen und verschiedene Symbole anzuzeigen: goldene Schädel, eiserne Hunde, Drachenköpfe und eine Kirche. Dann klingelte der Automat plötzlich, und die Reihen blieben stehen.

Téo riss die Faust in die Luft. »Ha! Hab doch gesagt …«

Dann sah er die drei Symbole.

In jeder Reihe stand das Rad des Schicksals der Maison Lamize.

Inez lief es eiskalt den Rücken hinunter. Jetzt wusste sie, was sie vergessen hatte – Das Symbol auf einem der Automaten und Téos Worte:

»Solange sie nicht von der Maison sind, krieg ich’s hin.«

Sie hatte allerdings keine Zeit, ihre Entscheidung zu bereuen – denn in diesem Moment brach mit ohrenbetäubendem Alarm die Hölle über sie herein.

Schlagartig begann der Automat in roten Lichtern zu blinken und einen schrillen Warnton auszugeben, der sie sich die Ohren zuhalten ließ.
Selbst Lyz’ Geschrei konnte Inez kaum vernehmen.

»Du hast doch gesagt, du weißt, was du tust!«

Schon packten die Wachen des Sanctum Sins die drei und zogen sie an den Haaren durch das gesamte Casino. Das war es – ihr Plan war gescheitert, bevor er überhaupt begonnen hatte.

Doch es war ein anderer Gedanke, der Inez nicht mehr losließ.

Der an die Sangrada.






»Im Ernst?« Lyz schaute sie ungläubig an – ebenso wie Téo, der nicht damit gerechnet hatte. »Das Mastermind soll uns einen Jackpot herbeihacken?« Sie schaute zu einem vorbeilaufenden Kellner, lächelte ihn freundlich an, verzog dann wieder die Miene und flüsterte: »Wirklich jetzt?«

Inez nickte und blickte zu Téo, der in seinem Kopf bereits den Automaten hackte. Sie kannte ihn erst seit drei Jahren, doch war er in dieser Zeit zu ihrem besten Freund geworden. Kennengelernt hatte sie ihn, als sie gemeinsam mit Lyz eine Lieferung von Drohnenteilen aus einem Lager für ausrangierte Spielautomaten klauen sollte – ein einfacher und vergleichsweise gut bezahlter Job, der schnell zu erledigen war.

Sie hatten allerdings nicht mit Téo gerechnet.

Das »Mastermind« hatte einen Großteil der Drohnen reaktiviert und überall Fallen platziert, die ihnen beinahe die Beine weggesprengt hätten, wenn Lyz nicht schnell genug reagiert hätte. Es entbrannte ein Katz-und-Maus-Spiel, an dessen Ende sie ihre Waffen aufeinander gerichtet hatten und niemand die Oberhand behielt. Die drei Jugendlichen aus La Perdante beschlossen in diesem Moment, das Kriegsbeil zu begraben und gemeinsame Sache zu machen. Téo gab ihnen einen Teil der Drohnen und bekam dafür etwas vom Gewinn ab. Wo zunächst noch leichtes Misstrauen herrschte – insbesondere bei Lyz –, wuchsen die drei Diebe schnell zusammen und wurden zu Freunden; die Lagerhalle wurde ihr Treffpunkt.

 

Téo war ein einzigartiger Charakter: Es gab Tage, an denen er sich in der Lagerhalle einschloss und mit einem eigenartigen Apparat herauskam, den nur er verstand. Dann gab es Tage, an denen er stundenlang, manchmal tagelang, auf dem Dach ihres Verstecks saß und nachdenklich auf La Gagnante blickte – hätte Inez ihm nicht manchmal etwas zu essen gebracht, wäre er dort oben vermutlich verhungert. Es plagte ihn, dass er nichts über seine Eltern wusste. Eines Tages hatte man ihn auf der Türschwelle eines Waisenhauses gefunden und dort aufgenommen. Er sprach über diese Zeit nur, wenn er einen Grund hatte, doch Inez sah den Schmerz in seinen Augen und hörte bald auf, nachzufragen. Sie wusste, dass er eine Zeit lang nach ihnen gesucht hatte – und immerhin so weit gekommen war, dass klar war: Seine Eltern mussten einem Ordre angehört haben. Danach verlief sich die Spur im dunklen Sand; irgendwann sprach er selbst nicht mehr davon.

Téo hatte hellgraue Augen, die vor seiner dunklen Haut besonders hervorstachen. Es waren rastlose Augen, die nie einen einzigen Punkt länger fixierten. Wenn es stimmte, dass die Augen der Spiegel der Seele waren, dann tobte in Téo ein unruhiges Meer, das ihn nie zur Ruhe kommen ließ.

Lyz und er zankten ständig, und zu Beginn ihrer Freundschaft hatte Inez den Eindruck, Lyz suche nach der erstbesten Gelegenheit, ihn loszuwerden. Doch als Téo eines Tages schwer krank wurde und ein spezielles Medikament brauchte, das sie sich selbst gemeinsam nicht leisten konnten, änderte sich Inez’ Meinung. Eines Nachts lag das Medikament plötzlich auf Téos Kopfkissen; am nächsten Morgen hörte sie von einem Einbruch in einer nahegelegenen Apotheke – hochprofessionell, ohne jegliche Spuren. Sie wusste, dass Lyz alles abstreiten würde, aber das reichte ihr.

Irgendwann gestand Lyz ihr in einer stürmischen Nacht, in der sie Zuflucht in der Viadombra gesucht hatten, dass sie Angst hatte, Téo könnte sie ersetzen.

Ein Gedanke, den Inez nicht nachvollziehen konnte. Niemand konnte Lyz ersetzen.

 

Niemand.

 

»Also …« Téo hatte wieder diesen geschäftsmäßigen Blick, wenn er einen Plan hatte. »An sich sollte es nicht so schwer sein … die meisten Automaten haben in jeder Serie eine spezifische Tastenkombination, um einen Jackpot zu erzwingen. Normalerweise wird die nie benutzt, aber wenn die Systeme getestet werden sollen …« Er blickte nachdenklich durchs Casino, bis sein Blick schließlich an einem Spielautomaten mit der Aufschrift »Los Canaceros« hängen blieb, geschmückt mit einem stilisierten, dreiköpfigen Hund, der einen goldenen Schädel im Maul trug. »Wie passend«, murmelte er und deutete auf den Automaten. »Das sieht mir nach einer modifizierten Version eines PerDa 44 aus, der mit einigen RemGa-Modulen modifiziert wurde …« Er bemerkte die Blicke seiner Freunde und beeilte sich, den Satz zu beenden. »Ein etwas älterer Automat.«

 

Sie schauten ihn immer noch an.

Téo prustete entnervt. »Das ist gut für uns.« Er warf sich im Spiegel an der Wand einen knappen Blick zu und nickte. »Dann wollen wir mal.«

Ohne auf die Reaktion von Lyz und Inez zu warten, setzte sich das Mastermind in Bewegung und marschierte schnurstracks auf den besagten Automaten zu. Lyz bemühte sich, Schritt zu halten, und beugte sich zu Inez hinunter. »Glaubst du, er weiß, was er da tut?«

»Meine ehrliche Meinung oder das, was ich hoffe?«

Lyz zögerte und lehnte sich wieder zurück. »Weißt du, ich habe es mir anders überlegt. Sag es mir nicht.«

Am Automaten angekommen, begrüßte sie der dreiköpfige Hund mit dem goldenen Schädel, der aus der Nähe weit weniger bedrohlich wirkte. Die Legende von La Golgotha, also … jetzt taugte sie nur noch als Zierde für Spielautomaten.

Aber so war das nun mal mit Legenden: Irgendwann verlieren sie ihren mysteriösen, goldenen Staub, der andere anzog.

Téo stellte sich vor den Bildschirm und betrachtete den Automaten aus allen möglichen Winkeln, ohne zu auffällig zu wirken. Sein Fuß tippelte auf und ab.

»Eine von euch muss sich hinsetzen, ich …« – er deutete auf seinen Anzug, der ihn als Begleitschutz auswies – »… kann das nicht.« Er räusperte sich und formte mit den Fingern Zahlen. »Erster Jeton. Drei Sekunden warten. Zweiter Jeton. Fünf Sekunden warten. Dritter Jeton. Drei Sekunden warten. Dann …« – er deutete auf das Zahlenfeld des Automaten, auf dem die Zahlen 1 bis 10 standen – »… in schneller Abfolge die Zahlen: »4 … 9 … 1 … 6 … – und schon … sind wir reich.««

Er wirkte nicht besonders überzeugt. Lyz runzelte die Stirn.

»Bist du dir sicher, Téo?«

Er nickte. »Ja, es … müsste funktionieren.«

»Müsste?«

»Muss.« Jetzt wirkte er trotzig. »Ich kenne diese Automaten. Es ist dasselbe Modell.«

Inez legte ihm eine Hand auf die Schulter und setzte sich vor den Bildschirm. »Téo weiß, was er tut. Also … wollen wir?«

Sie wusste nicht, was sie mehr beunruhigte: das zweifelnde Gesicht von Lyz – oder das von Téo.

»Leg los. Im Notfall zieh ich die Reißleine.« Téo schaute sich jetzt schon besorgt um.

Inez atmete tief durch und nahm die Jetons in die Hand.

Erster Jeton. 3 Sekunden. Was, wenn es nicht klappte?

Zweiter Jeton. 5 Sekunden. Naja, sie konnten immer noch den Rosenkranz stehlen, wenn der Mann noch nicht weg war.

Dritter Jeton. 3 Sekunden. Warum wurde sie dieses ungute Gefühl nicht los? Als ob sie etwas vergessen hätte?

Sie blickte noch einmal zu Lyz und Téo, bevor sie die Zahlen drückte.

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Sie zog am Hebel – zunächst geschah nichts Ungewöhnliches.

Die Reihen auf dem Bildschirm begannen sich munter zu drehen und verschiedene Symbole anzuzeigen: goldene Schädel, eiserne Hunde, Drachenköpfe und eine Kirche. Dann klingelte der Automat plötzlich, und die Reihen blieben stehen.

Téo riss die Faust in die Luft. »Ha! Hab doch gesagt …«

Dann sah er die drei Symbole.

In jeder Reihe stand das Rad des Schicksals der Maison Lamize.

Inez lief es eiskalt den Rücken hinunter. Jetzt wusste sie, was sie vergessen hatte – Das Symbol auf einem der Automaten und Téos Worte:

»Solange sie nicht von der Maison sind, krieg ich’s hin.«

Sie hatte allerdings keine Zeit, ihre Entscheidung zu bereuen – denn in diesem Moment brach mit ohrenbetäubendem Alarm die Hölle über sie herein.

Schlagartig begann der Automat in roten Lichtern zu blinken und einen schrillen Warnton auszugeben, der sie sich die Ohren zuhalten ließ.
Selbst Lyz’ Geschrei konnte Inez kaum vernehmen.

»Du hast doch gesagt, du weißt, was du tust!«

Schon packten die Wachen des Sanctum Sins die drei und zogen sie an den Haaren durch das gesamte Casino. Das war es – ihr Plan war gescheitert, bevor er überhaupt begonnen hatte.

Doch es war ein anderer Gedanke, der Inez nicht mehr losließ.

Der an die Sangrada.







»Im Ernst?« Lyz schaute sie ungläubig an – ebenso wie Téo, der nicht damit gerechnet hatte. »Das Mastermind soll uns einen Jackpot herbeihacken?« Sie schaute zu einem vorbeilaufenden Kellner, lächelte ihn freundlich an, verzog dann wieder die Miene und flüsterte: »Wirklich jetzt?«

Inez nickte und blickte zu Téo, der in seinem Kopf bereits den Automaten hackte. Sie kannte ihn erst seit drei Jahren, doch war er in dieser Zeit zu ihrem besten Freund geworden.

Kennengelernt hatte sie ihn, als sie gemeinsam mit Lyz eine Lieferung von Drohnenteilen aus einem Lager für ausrangierte Spielautomaten klauen sollte – ein einfacher und vergleichsweise gut bezahlter Job, der schnell zu erledigen war.

Sie hatten allerdings nicht mit Téo gerechnet.

Das »Mastermind« hatte einen Großteil der Drohnen reaktiviert und überall Fallen platziert, die ihnen beinahe die Beine weggesprengt hätten, wenn Lyz nicht schnell genug reagiert hätte. Es entbrannte ein Katz-und-Maus-Spiel, an dessen Ende sie ihre Waffen aufeinander gerichtet hatten und niemand die Oberhand behielt.

Die drei Jugendlichen aus La Perdante beschlossen in diesem Moment, das Kriegsbeil zu begraben und gemeinsame Sache zu machen. Téo gab ihnen einen Teil der Drohnen und bekam dafür etwas vom Gewinn ab. Wo zunächst noch leichtes Misstrauen herrschte – insbesondere bei Lyz –, wuchsen die drei Diebe schnell zusammen und wurden zu Freunden; die Lagerhalle wurde ihr Treffpunkt.

 

Téo war ein einzigartiger Charakter: Es gab Tage, an denen er sich in der Lagerhalle einschloss und mit einem eigenartigen Apparat herauskam, den nur er verstand. Dann gab es Tage, an denen er stundenlang, manchmal tagelang, auf dem Dach ihres Verstecks saß und nachdenklich auf La Gagnante blickte – hätte Inez ihm nicht manchmal etwas zu essen gebracht, wäre er dort oben vermutlich verhungert.

Es plagte ihn, dass er nichts über seine Eltern wusste. Eines Tages hatte man ihn auf der Türschwelle eines Waisenhauses gefunden und dort aufgenommen. Er sprach über diese Zeit nur, wenn er einen Grund hatte, doch Inez sah den Schmerz in seinen Augen und hörte bald auf, nachzufragen. Sie wusste, dass er eine Zeit lang nach ihnen gesucht hatte – und immerhin so weit gekommen war, dass klar war: Seine Eltern mussten einem Ordre angehört haben. Danach verlief sich die Spur im dunklen Sand; irgendwann sprach er selbst nicht mehr davon.

Téo hatte hellgraue Augen, die vor seiner dunklen Haut besonders hervorstachen. Es waren rastlose Augen, die nie einen einzigen Punkt länger fixierten. Wenn es stimmte, dass die Augen der Spiegel der Seele waren, dann tobte in Téo ein unruhiges Meer, das ihn nie zur Ruhe kommen ließ.

Lyz und er zankten ständig, und zu Beginn ihrer Freundschaft hatte Inez den Eindruck, Lyz suche nach der erstbesten Gelegenheit, ihn loszuwerden. Doch als Téo eines Tages schwer krank wurde und ein spezielles Medikament brauchte, das sie sich selbst gemeinsam nicht leisten konnten, änderte sich Inez’ Meinung. Eines Nachts lag das Medikament plötzlich auf Téos Kopfkissen; am nächsten Morgen hörte sie von einem Einbruch in einer nahegelegenen Apotheke – hochprofessionell, ohne jegliche Spuren. Sie wusste, dass Lyz alles abstreiten würde, aber das reichte ihr.

Irgendwann gestand Lyz ihr in einer stürmischen Nacht, in der sie Zuflucht in der Viadombra gesucht hatten, dass sie Angst hatte, Téo könnte sie ersetzen.

Ein Gedanke, den Inez nicht nachvollziehen konnte. Niemand konnte Lyz ersetzen.

 

Niemand.

 

»Also …« Téo hatte wieder diesen geschäftsmäßigen Blick, wenn er einen Plan hatte. »An sich sollte es nicht so schwer sein … die meisten Automaten haben in jeder Serie eine spezifische Tastenkombination, um einen Jackpot zu erzwingen. Normalerweise wird die nie benutzt, aber wenn die Systeme getestet werden sollen …« Er blickte nachdenklich durchs Casino, bis sein Blick schließlich an einem Spielautomaten mit der Aufschrift »Los Canaceros« hängen blieb, geschmückt mit einem stilisierten, dreiköpfigen Hund, der einen goldenen Schädel im Maul trug. »Wie passend«, murmelte er und deutete auf den Automaten. »Das sieht mir nach einer modifizierten Version eines PerDa 44 aus, der mit einigen RemGa-Modulen modifiziert wurde …« Er bemerkte die Blicke seiner Freunde und beeilte sich, den Satz zu beenden. »Ein etwas älterer Automat.«

 

Sie schauten ihn immer noch an.

Téo prustete entnervt. »Das ist gut für uns.« Er warf sich im Spiegel an der Wand einen knappen Blick zu und nickte. »Dann wollen wir mal.«

Ohne auf die Reaktion von Lyz und Inez zu warten, setzte sich das Mastermind in Bewegung und marschierte schnurstracks auf den besagten Automaten zu.

Lyz bemühte sich, Schritt zu halten, und beugte sich zu Inez hinunter.

»Glaubst du, er weiß, was er da tut?«

»Meine ehrliche Meinung oder das, was ich hoffe?«

Lyz zögerte und lehnte sich wieder zurück. »Weißt du, ich habe es mir anders überlegt. Sag es mir nicht.«

Am Automaten angekommen, begrüßte sie der dreiköpfige Hund mit dem goldenen Schädel, der aus der Nähe weit weniger bedrohlich wirkte. Die Legende von La Golgotha, also … jetzt taugte sie nur noch als Zierde für Spielautomaten.

Aber so war das nun mal mit Legenden: Irgendwann verlieren sie ihren mysteriösen, goldenen Staub, der andere anzog.

Téo stellte sich vor den Bildschirm und betrachtete den Automaten aus allen möglichen Winkeln, ohne zu auffällig zu wirken. Sein Fuß tippelte auf und ab.

»Eine von euch muss sich hinsetzen, ich …« – er deutete auf seinen Anzug, der ihn als Begleitschutz auswies – »… kann das nicht.« Er räusperte sich und formte mit den Fingern Zahlen. »Erster Jeton. Drei Sekunden warten. Zweiter Jeton. Fünf Sekunden warten. Dritter Jeton. Drei Sekunden warten. Dann …« – er deutete auf das Zahlenfeld des Automaten, auf dem die Zahlen 1 bis 10 standen – »… in schneller Abfolge die Zahlen: »4 … 9 … 1 … 6 … – und schon … sind wir reich.«

Er wirkte nicht besonders überzeugt. Lyz runzelte die Stirn.

»Bist du dir sicher, Téo?«

Er nickte. »Ja, es … müsste funktionieren.«

»Müsste?«

»Muss.« Jetzt wirkte er trotzig. »Ich kenne diese Automaten. Es ist dasselbe Modell.«

Inez legte ihm eine Hand auf die Schulter und setzte sich vor den Bildschirm. »Téo weiß, was er tut. Also … wollen wir?«

Sie wusste nicht, was sie mehr beunruhigte: das zweifelnde Gesicht von Lyz – oder das von Téo.

»Leg los. Im Notfall zieh ich die Reißleine.« Téo schaute sich jetzt schon besorgt um.

Inez atmete tief durch und nahm die Jetons in die Hand.

Erster Jeton. 3 Sekunden. Was, wenn es nicht klappte?

Zweiter Jeton. 5 Sekunden. Naja, sie konnten immer noch den Rosenkranz stehlen, wenn der Mann noch nicht weg war.

Dritter Jeton. 3 Sekunden. Warum wurde sie dieses ungute Gefühl nicht los? Als ob sie etwas vergessen hätte?

Sie blickte noch einmal zu Lyz und Téo, bevor sie die Zahlen drückte.

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Sie zog am Hebel – und zunächst geschah nichts Ungewöhnliches.

Die Reihen auf dem Bildschirm begannen sich munter zu drehen und verschiedene Symbole anzuzeigen: goldene Schädel, eiserne Hunde, Drachenköpfe und eine Kirche. Dann klingelte der Automat plötzlich, und die Reihen blieben stehen.

Téo riss die Faust in die Luft. »Ha! Hab doch gesagt …«

Dann sah er die drei Symbole.

In jeder Reihe stand das Rad des Schicksals der Maison Lamize.

Inez lief es eiskalt den Rücken hinunter. Jetzt wusste sie, was sie vergessen hatte – Das Symbol auf einem der Automaten und Téos Worte:

»Solange sie nicht von der Maison sind, krieg ich’s hin.«

Sie hatte allerdings keine Zeit, ihre Entscheidung zu bereuen – denn in diesem Moment brach mit ohrenbetäubendem Alarm die Hölle über sie herein.

Schlagartig begann der Automat in roten Lichtern zu blinken und einen schrillen Warnton auszugeben, der sie sich die Ohren zuhalten ließ.
Selbst Lyz’ Geschrei konnte Inez kaum vernehmen.

»Du hast doch gesagt, du weißt, was du tust!«

Schon packten die Wachen des Sanctum Sins die drei und zogen sie an den Haaren durch das gesamte Casino. Das war es – ihr Plan war gescheitert, bevor er überhaupt begonnen hatte.

Doch es war ein anderer Gedanke, der Inez nicht mehr losließ.

Der an die Sangrada.










»Im Ernst?« Lyz schaute sie ungläubig an – ebenso wie Téo, der nicht damit gerechnet hatte. »Das Mastermind soll uns einen Jackpot herbeihacken?« Sie schaute zu einem vorbeilaufenden Kellner, lächelte ihn freundlich an, verzog dann wieder die Miene und flüsterte: »Wirklich jetzt?«

Inez nickte und blickte zu Téo, der in seinem Kopf bereits den Automaten hackte. Sie kannte ihn erst seit drei Jahren, doch war er in dieser Zeit zu ihrem besten Freund geworden.

Kennengelernt hatte sie ihn, als sie gemeinsam mit Lyz eine Lieferung von Drohnenteilen aus einem Lager für ausrangierte Spielautomaten klauen sollte – ein einfacher und vergleichsweise gut bezahlter Job, der schnell zu erledigen war.

Sie hatten allerdings nicht mit Téo gerechnet.

Das »Mastermind« hatte einen Großteil der Drohnen reaktiviert und überall Fallen platziert, die ihnen beinahe die Beine weggesprengt hätten, wenn Lyz nicht schnell genug reagiert hätte. Es entbrannte ein Katz-und-Maus-Spiel, an dessen Ende sie ihre Waffen aufeinander gerichtet hatten und niemand die Oberhand behielt.

Die drei Jugendlichen aus La Perdante beschlossen in diesem Moment, das Kriegsbeil zu begraben und gemeinsame Sache zu machen. Téo gab ihnen einen Teil der Drohnen und bekam dafür etwas vom Gewinn ab. Wo zunächst noch leichtes Misstrauen herrschte – insbesondere bei Lyz –, wuchsen die drei Diebe schnell zusammen und wurden zu Freunden; die Lagerhalle wurde ihr Treffpunkt.

 

Téo war ein einzigartiger Charakter: Es gab Tage, an denen er sich in der Lagerhalle einschloss und mit einem eigenartigen Apparat herauskam, den nur er verstand. Dann gab es Tage, an denen er stundenlang, manchmal tagelang, auf dem Dach ihres Verstecks saß und nachdenklich auf La Gagnante blickte – hätte Inez ihm nicht manchmal etwas zu essen gebracht, wäre er dort oben vermutlich verhungert.

Es plagte ihn, dass er nichts über seine Eltern wusste. Eines Tages hatte man ihn auf der Türschwelle eines Waisenhauses gefunden und dort aufgenommen. Er sprach über diese Zeit nur, wenn er einen Grund hatte, doch Inez sah den Schmerz in seinen Augen und hörte bald auf, nachzufragen. Sie wusste, dass er eine Zeit lang nach ihnen gesucht hatte – und immerhin so weit gekommen war, dass klar war: Seine Eltern mussten einem Ordre angehört haben. Danach verlief sich die Spur im dunklen Sand; irgendwann sprach er selbst nicht mehr davon.

Téo hatte hellgraue Augen, die vor seiner dunklen Haut besonders hervorstachen. Es waren rastlose Augen, die nie einen einzigen Punkt länger fixierten. Wenn es stimmte, dass die Augen der Spiegel der Seele waren, dann tobte in Téo ein unruhiges Meer, das ihn nie zur Ruhe kommen ließ.

Lyz und er zankten ständig, und zu Beginn ihrer Freundschaft hatte Inez den Eindruck, Lyz suche nach der erstbesten Gelegenheit, ihn loszuwerden. Doch als Téo eines Tages schwer krank wurde und ein spezielles Medikament brauchte, das sie sich selbst gemeinsam nicht leisten konnten, änderte sich Inez’ Meinung. Eines Nachts lag das Medikament plötzlich auf Téos Kopfkissen; am nächsten Morgen hörte sie von einem Einbruch in einer nahegelegenen Apotheke – hochprofessionell, ohne jegliche Spuren. Sie wusste, dass Lyz alles abstreiten würde, aber das reichte ihr.

Irgendwann gestand Lyz ihr in einer stürmischen Nacht, in der sie Zuflucht in der Viadombra gesucht hatten, dass sie Angst hatte, Téo könnte sie ersetzen.

Ein Gedanke, den Inez nicht nachvollziehen konnte. Niemand konnte Lyz ersetzen.

 

Niemand.

 

»Also …« Téo hatte wieder diesen geschäftsmäßigen Blick, wenn er einen Plan hatte. »An sich sollte es nicht so schwer sein … die meisten Automaten haben in jeder Serie eine spezifische Tastenkombination, um einen Jackpot zu erzwingen. Normalerweise wird die nie benutzt, aber wenn die Systeme getestet werden sollen …« Er blickte nachdenklich durchs Casino, bis sein Blick schließlich an einem Spielautomaten mit der Aufschrift »Los Canaceros« hängen blieb, geschmückt mit einem stilisierten, dreiköpfigen Hund, der einen goldenen Schädel im Maul trug. »Wie passend«, murmelte er und deutete auf den Automaten. »Das sieht mir nach einer modifizierten Version eines PerDa 44 aus, der mit einigen RemGa-Modulen modifiziert wurde …« Er bemerkte die Blicke seiner Freunde und beeilte sich, den Satz zu beenden. »Ein etwas älterer Automat.«

 

Sie schauten ihn immer noch an.

Téo prustete entnervt. »Das ist gut für uns.« Er warf sich im Spiegel an der Wand einen knappen Blick zu und nickte. »Dann wollen wir mal.«

Ohne auf die Reaktion von Lyz und Inez zu warten, setzte sich das Mastermind in Bewegung und marschierte schnurstracks auf den besagten Automaten zu.

Lyz bemühte sich, Schritt zu halten, und beugte sich zu Inez hinunter.

»Glaubst du, er weiß, was er da tut?«

»Meine ehrliche Meinung oder das, was ich hoffe?«

Lyz zögerte und lehnte sich wieder zurück. »Weißt du, ich habe es mir anders überlegt. Sag es mir nicht.«

Am Automaten angekommen, begrüßte sie der dreiköpfige Hund mit dem goldenen Schädel, der aus der Nähe weit weniger bedrohlich wirkte. Die Legende von La Golgotha, also … jetzt taugte sie nur noch als Zierde für Spielautomaten.

Aber so war das nun mal mit Legenden: Irgendwann verlieren sie ihren mysteriösen, goldenen Staub, der andere anzog.

Téo stellte sich vor den Bildschirm und betrachtete den Automaten aus allen möglichen Winkeln, ohne zu auffällig zu wirken. Sein Fuß tippelte auf und ab.

»Eine von euch muss sich hinsetzen, ich …« – er deutete auf seinen Anzug, der ihn als Begleitschutz auswies – »… kann das nicht.« Er räusperte sich und formte mit den Fingern Zahlen. »Erster Jeton. Drei Sekunden warten. Zweiter Jeton. Fünf Sekunden warten. Dritter Jeton. Drei Sekunden warten. Dann …« – er deutete auf das Zahlenfeld des Automaten, auf dem die Zahlen 1 bis 10 standen – »… in schneller Abfolge die Zahlen: »4 … 9 … 1 … 6 … – und schon … sind wir reich.«

Er wirkte nicht besonders überzeugt. Lyz runzelte die Stirn.

»Bist du dir sicher, Téo?«

Er nickte. »Ja, es … müsste funktionieren.«

»Müsste?«

»Muss.« Jetzt wirkte er trotzig. »Ich kenne diese Automaten. Es ist dasselbe Modell.«

Inez legte ihm eine Hand auf die Schulter und setzte sich vor den Bildschirm. »Téo weiß, was er tut. Also … wollen wir?«

Sie wusste nicht, was sie mehr beunruhigte: das zweifelnde Gesicht von Lyz – oder das von Téo.

»Leg los. Im Notfall zieh ich die Reißleine.« Téo schaute sich jetzt schon besorgt um.

Inez atmete tief durch und nahm die Jetons in die Hand.

Erster Jeton. 3 Sekunden. Was, wenn es nicht klappte?

Zweiter Jeton. 5 Sekunden. Naja, sie konnten immer noch den Rosenkranz stehlen, wenn der Mann noch nicht weg war.

Dritter Jeton. 3 Sekunden. Warum wurde sie dieses ungute Gefühl nicht los? Als ob sie etwas vergessen hätte?

Sie blickte noch einmal zu Lyz und Téo, bevor sie die Zahlen drückte.

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Sie zog am Hebel – und zunächst geschah nichts Ungewöhnliches.

Die Reihen auf dem Bildschirm begannen sich munter zu drehen und verschiedene Symbole anzuzeigen: goldene Schädel, eiserne Hunde, Drachenköpfe und eine Kirche. Dann klingelte der Automat plötzlich, und die Reihen blieben stehen.

Téo riss die Faust in die Luft. »Ha! Hab doch gesagt …«

Dann sah er die drei Symbole.

In jeder Reihe stand das Rad des Schicksals der Maison Lamize.

Inez lief es eiskalt den Rücken hinunter. Jetzt wusste sie, was sie vergessen hatte – Das Symbol auf einem der Automaten und Téos Worte:

»Solange sie nicht von der Maison sind, krieg ich’s hin.«

Sie hatte allerdings keine Zeit, ihre Entscheidung zu bereuen – denn in diesem Moment brach mit ohrenbetäubendem Alarm die Hölle über sie herein.

Schlagartig begann der Automat in roten Lichtern zu blinken und einen schrillen Warnton auszugeben, der sie sich die Ohren zuhalten ließ.
Selbst Lyz’ Geschrei konnte Inez kaum vernehmen.

»Du hast doch gesagt, du weißt, was du tust!«

Schon packten die Wachen des Sanctum Sins die drei und zogen sie an den Haaren durch das gesamte Casino. Das war es – ihr Plan war gescheitert, bevor er überhaupt begonnen hatte.

Doch es war ein anderer Gedanke, der Inez nicht mehr losließ.

Der an die Sangrada.









ENDE 1: BLINDER BANDIT

KOPF HOCH

SCHEITERE AN DER ERSTEN ENTSCHEIDUNG

ENDE 1: BLINDER BANDIT

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KOPF HOCH

SCHEITERE AN DER ERSTEN ENTSCHEIDUNG