

die regeln des spiels brechen
die regeln des spiels brechen
die regeln des spiels brechen

Inez’ Blick fiel auf den Mond, den sie um den Wert eins gedrückt hatte. Eine kleine, beinahe unscheinbare Münze lag auf ihm, die schwarze Seite nach oben, während die goldene Seite auf der Karte lag und nicht zu sehen war. Ein kleines, stilisiertes »I« war dort eingeprägt. Der Pitbull hatte ihre Anpassung der Karte in einer schnellen, gezielten Bewegung markiert und war dann zur nächsten Geste übergegangen – gewiss würde ihm auffallen, dass eine einzelne kleine Münze fehlen würde, und er würde der Sache auf den Grund gehen. Bis er allerdings verstanden hatte, was passiert war, hätte Lyz längst die Karte kopiert – und sie wären aus dem Schneider.
Sie hörte das Wort »Showdown« im Raum widerhallen und beugte sich nach vorn, bemüht gelangweilt, ganz in ihrer Rolle.
»Zhenferro, wissen Sie …« Sie rückte ihre Karten gerade, brachte ihre Hände in Position. »Sie gehören doch einer … einzigartigen Gruppierung mit spezifischen … Dienstleistungen an, nicht wahr?«
Der angesprochene Trinitriad lächelte unumwunden und lehnte sich zurück, die Hände wie im Gebet gefaltet. »In der Tat, Señora Dante, in der Tat … Wie kann ein bescheidener Mann wie ich Ihnen behilflich sein?« Der Pitbull schaute gefasst, und dennoch merkte sie, wie sein Blick noch einmal zuckte – die winzigste Folge seiner Ungeduld. Sehr gut, da wollte sie ihn haben.
»Wissen Sie, mein Vater verwaltet einige Gebäude in La Perdante … allerdings sind es unsichere Zeiten, in denen wir leben, ja, geradezu gefährliche.« Sie seufzte theatralisch auf und verschränkte ihrerseits die Hände, knapp über dem Mond. »Sicherlich würde mein Vater nachts besser schlafen können, wenn wir für alle Eventualitäten vorgesorgt hätten. Ich dachte, jemand wie Sie …«
Sie ließ den Satz unbeantwortet und hörte den anderen Waffenhändler laut schnauben. Sehr gut – sie brauchte auch Montclaro für ihre kleine Ablenkung.
Zhenferro breitete die Hände aus. »… jemand wie ich kann Sie und Ihren geschätzten Vater in der Tat mit allem ausstatten, was Sie brauchen. Waffen, Patronen, notwendige Tech … Ich denke-«
Plötzlich hörte sie, wie Fleisch auf Metall traf, und der Tisch erbebte. Feuvigil hatte noch ein Wörtchen mitzureden.
»Von diesem zerlumpten Käfer wollen Sie kaufen? Lachhaft! Ich kann Ihnen ein viel besseres Angebot machen, Madame Dante!« Montclaros Stimme hatte einen hässlichen Klang angenommen, der ihm einen strengen Blick vom Pitbull einbrachte.
Jackpot, dachte sie.
Genau in diesem Moment ließ sie die kleine Münze in ihrer Hand verschwinden und lehnte sich ebenso schnell wieder zurück. Nur das kurze, zustimmende Drücken von Lyz’ Hand verriet ihr, dass jemand es gesehen hatte. Zhenferro und Montclaro stierten sich böse an, während Anaïs weiter zu den Fischen schaute. Ihr Blick hatte etwas Resigniertes. Zerard Duvalczak ließ die Spielgemeinschaft einen Augenblick in Schweigen verharren, bevor er begann zu sprechen.
»Decken Sie Ihre Karten auf und offenbaren Sie Ihr Schicksal.«
Zhenferro schob seine Schlange (14), den Schlüssel (11) und das Rad (7) zusammen: zweiunddreißig – ein knappes, sauberes Blatt. Er zuckte die Schultern, als wäre das alles nur Buchhaltung, erlaubte sich jedoch, Montclaro kurz zuzuzwinkern, der bewusst in eine andere Richtung schaute.
Inez ließ den Mond (10) liegen, daneben die Maske (5). Die dritte Karte, die bei der Rota von Zhenferro zu ihr gewandert war, zeigte die Vögel (11). Sechsundzwanzig. Ein zufriedenstellendes Ergebnis – allerdings ging es ihr ohnehin nicht um den Pot. Sie hielt kurz den Atem an, als der Blick des Pitbulls über ihre Karten wanderte, und meinte, für den Bruchteil einer Sekunde Missbilligung zu erkennen; doch sie verschwand ebenso schnell in einem knappen Nicken, bevor er sich dem nächsten Spieler zuwandte.
Montclaro starrte auf sein offenes Schwert, nun sechzehn, den Peccator (9) und das Haus (12). Siebenunddreißig. Zu viel. Das Tuch in seiner Hand, inzwischen dunkel vom Schweiß, zitterte leicht.
Schließlich Anaïs: Sie hatte den Löwen (15) vor sich, daneben den Sanctus (4) – und die Hundekarte (13), die ihr bei der Rota von Inez zugewandert war. Zweiunddreißig. Zhenferro und Anaïs nickten sich respektvoll zu, bevor der Pitbull wieder seine Stimme erhob – es lag eine Endgültigkeit in ihr.
»Nun zu den letzten Schulden dieses Spiels, die beglichen werden müssen.« Er deutete mit seinem Stab auf den Sanctus von Anaïs und klopfte einmal auf den Tisch. Sofort leuchtete die Karte auf und begann an den Rändern rot zu glühen. »Señora Anaïs?« Diese lächelte und hob einen Zeigefinger, mit dem sie nach oben zeigte. Der Pitbull nickte. »Wir erhöhen um den Wert eins. Dreiunddreißig – Perfectio.« In seiner Stimme lag keine Aufregung und keine Enttäuschung, nur eine Feststellung.
Zhenferro klatschte ihr leise und huldvoll zu, während Montclaro mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf schüttelte.
Gut gemacht, du alte Schachtel, dachte sich Inez.
Dann wendete sich Zerard Duvalczak Inez zu, und sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Die kleine Münze in ihrer Hand schien plötzlich unendlich schwer zu wiegen. Neben ihr verlagerte Lyz den Stand und machte sich bereit, die Karte zu kopieren.
»Señora Dante und Monsieur Montclaro …« Er deutete auf ihren Mond und sein Schwert und klopfte auf den Tisch. Ein leises Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
Inez sah, wie die Münze auf dem Schwert ebenfalls zu glühen begann – und erstarrte.
Mit einem Mal durchfuhr ein unerträglicher Schmerz ihre Hand.
Mit einem hohen Schrei zog sie die Hand zurück und fiel zu Boden, während die kleine Münze kaum hörbar auf dem Tisch zurückblieb. Der Schmerz wurde mit jeder verstreichenden Sekunde schlimmer, während der Geruch von verbranntem Fleisch ihr in die Nase stieg. Lyz schrie auf und beugte sich zu Inez, die sich vor Schmerzen wand und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Auch Téo war zu ihr geeilt und schaute hilflos auf sie hinab.
»Señora Dante scheint vergessen zu haben …« Der Pitbull schaute auf die drei Diebe hinab, seine Augen ohne jedes Mitleid, »… dass es Regeln in unserem Leben gibt – mit allen dazugehörigen Konsequenzen.«
Inez konnte kaum die Augen offen halten und versuchte, wenigstens für einen Moment die Kontrolle über sich zu gewinnen. Sie spürte, wie Lyz sie festhielt und ihr Bewusstsein an den Rändern verschwamm. Dann Lyz’ empörte Stimme, ein lautes Brüllen, das sie immer leiser hörte: »Was ist das, du Scheißkerl?«
Es war Zhenferro, der antwortete, leise und betrübt: »Thermit. Die Ladungen sind nicht tödlich, allerdings …«
»… kannst du dich von deiner Hand verabschieden.« Die Stimme von Montclaro – mit einer gewissen Selbstzufriedenheit.
Inez spürte ihre Hand nicht mehr, und alles wurde leiser, während die Dunkelheit sie sanft umschloss. Sie müsste Panik verspüren, müsste Angst haben, ihre Hand zu verlieren – allerdings war der letzte Gedanke, bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor, ein anderer.
Der Gedanke, auf welche Weise die Sangrada wohl ihr Leben beenden würde.

Inez’ Blick fiel auf den Mond, den sie um den Wert eins gedrückt hatte. Eine kleine, beinahe unscheinbare Münze lag auf ihm, die schwarze Seite nach oben, während die goldene Seite auf der Karte lag und nicht zu sehen war. Ein kleines, stilisiertes »I« war dort eingeprägt. Der Pitbull hatte ihre Anpassung der Karte in einer schnellen, gezielten Bewegung markiert und war dann zur nächsten Geste übergegangen – gewiss würde ihm auffallen, dass eine einzelne kleine Münze fehlen würde, und er würde der Sache auf den Grund gehen. Bis er allerdings verstanden hatte, was passiert war, hätte Lyz längst die Karte kopiert – und sie wären aus dem Schneider.
Sie hörte das Wort »Showdown« im Raum widerhallen und beugte sich nach vorn, bemüht gelangweilt, ganz in ihrer Rolle.
»Zhenferro, wissen Sie …« Sie rückte ihre Karten gerade, brachte ihre Hände in Position. »Sie gehören doch einer … einzigartigen Gruppierung mit spezifischen … Dienstleistungen an, nicht wahr?«
Der angesprochene Trinitriad lächelte unumwunden und lehnte sich zurück, die Hände wie im Gebet gefaltet. »In der Tat, Señora Dante, in der Tat … Wie kann ein bescheidener Mann wie ich Ihnen behilflich sein?« Der Pitbull schaute gefasst, und dennoch merkte sie, wie sein Blick noch einmal zuckte – die winzigste Folge seiner Ungeduld. Sehr gut, da wollte sie ihn haben.
»Wissen Sie, mein Vater verwaltet einige Gebäude in La Perdante … allerdings sind es unsichere Zeiten, in denen wir leben, ja, geradezu gefährliche.« Sie seufzte theatralisch auf und verschränkte ihrerseits die Hände, knapp über dem Mond. »Sicherlich würde mein Vater nachts besser schlafen können, wenn wir für alle Eventualitäten vorgesorgt hätten. Ich dachte, jemand wie Sie …«
Sie ließ den Satz unbeantwortet und hörte den anderen Waffenhändler laut schnauben. Sehr gut – sie brauchte auch Montclaro für ihre kleine Ablenkung.
Zhenferro breitete die Hände aus. »… jemand wie ich kann Sie und Ihren geschätzten Vater in der Tat mit allem ausstatten, was Sie brauchen. Waffen, Patronen, notwendige Tech … Ich denke-«
Plötzlich hörte sie, wie Fleisch auf Metall traf, und der Tisch erbebte. Feuvigil hatte noch ein Wörtchen mitzureden.
»Von diesem zerlumpten Käfer wollen Sie kaufen? Lachhaft! Ich kann Ihnen ein viel besseres Angebot machen, Madame Dante!« Montclaros Stimme hatte einen hässlichen Klang angenommen, der ihm einen strengen Blick vom Pitbull einbrachte.
Jackpot, dachte sie.
Genau in diesem Moment ließ sie die kleine Münze in ihrer Hand verschwinden und lehnte sich ebenso schnell wieder zurück. Nur das kurze, zustimmende Drücken von Lyz’ Hand verriet ihr, dass jemand es gesehen hatte. Zhenferro und Montclaro stierten sich böse an, während Anaïs weiter zu den Fischen schaute. Ihr Blick hatte etwas Resigniertes. Zerard Duvalczak ließ die Spielgemeinschaft einen Augenblick in Schweigen verharren, bevor er begann zu sprechen.
»Decken Sie Ihre Karten auf und offenbaren Sie Ihr Schicksal.«
Zhenferro schob seine Schlange (14), den Schlüssel (11) und das Rad (7) zusammen: zweiunddreißig – ein knappes, sauberes Blatt. Er zuckte die Schultern, als wäre das alles nur Buchhaltung, erlaubte sich jedoch, Montclaro kurz zuzuzwinkern, der bewusst in eine andere Richtung schaute.
Inez ließ den Mond (10) liegen, daneben die Maske (5). Die dritte Karte, die bei der Rota von Zhenferro zu ihr gewandert war, zeigte die Vögel (11). Sechsundzwanzig. Ein zufriedenstellendes Ergebnis – allerdings ging es ihr ohnehin nicht um den Pot. Sie hielt kurz den Atem an, als der Blick des Pitbulls über ihre Karten wanderte, und meinte, für den Bruchteil einer Sekunde Missbilligung zu erkennen; doch sie verschwand ebenso schnell in einem knappen Nicken, bevor er sich dem nächsten Spieler zuwandte.
Montclaro starrte auf sein offenes Schwert, nun sechzehn, den Peccator (9) und das Haus (12). Siebenunddreißig. Zu viel. Das Tuch in seiner Hand, inzwischen dunkel vom Schweiß, zitterte leicht.
Schließlich Anaïs: Sie hatte den Löwen (15) vor sich, daneben den Sanctus (4) – und die Hundekarte (13), die ihr bei der Rota von Inez zugewandert war. Zweiunddreißig. Zhenferro und Anaïs nickten sich respektvoll zu, bevor der Pitbull wieder seine Stimme erhob – es lag eine Endgültigkeit in ihr.
»Nun zu den letzten Schulden dieses Spiels, die beglichen werden müssen.« Er deutete mit seinem Stab auf den Sanctus von Anaïs und klopfte einmal auf den Tisch. Sofort leuchtete die Karte auf und begann an den Rändern rot zu glühen. »Señora Anaïs?« Diese lächelte und hob einen Zeigefinger, mit dem sie nach oben zeigte. Der Pitbull nickte. »Wir erhöhen um den Wert eins. Dreiunddreißig – Perfectio.« In seiner Stimme lag keine Aufregung und keine Enttäuschung, nur eine Feststellung.
Zhenferro klatschte ihr leise und huldvoll zu, während Montclaro mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf schüttelte.
Gut gemacht, du alte Schachtel, dachte sich Inez.
Dann wendete sich Zerard Duvalczak Inez zu, und sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Die kleine Münze in ihrer Hand schien plötzlich unendlich schwer zu wiegen. Neben ihr verlagerte Lyz den Stand und machte sich bereit, die Karte zu kopieren.
»Señora Dante und Monsieur Montclaro …« Er deutete auf ihren Mond und sein Schwert und klopfte auf den Tisch. Ein leises Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
Inez sah, wie die Münze auf dem Schwert ebenfalls zu glühen begann – und erstarrte.
Mit einem Mal durchfuhr ein unerträglicher Schmerz ihre Hand.
Mit einem hohen Schrei zog sie die Hand zurück und fiel zu Boden, während die kleine Münze kaum hörbar auf dem Tisch zurückblieb. Der Schmerz wurde mit jeder verstreichenden Sekunde schlimmer, während der Geruch von verbranntem Fleisch ihr in die Nase stieg. Lyz schrie auf und beugte sich zu Inez, die sich vor Schmerzen wand und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Auch Téo war zu ihr geeilt und schaute hilflos auf sie hinab.
»Señora Dante scheint vergessen zu haben …« Der Pitbull schaute auf die drei Diebe hinab, seine Augen ohne jedes Mitleid, »… dass es Regeln in unserem Leben gibt – mit allen dazugehörigen Konsequenzen.«
Inez konnte kaum die Augen offen halten und versuchte, wenigstens für einen Moment die Kontrolle über sich zu gewinnen. Sie spürte, wie Lyz sie festhielt und ihr Bewusstsein an den Rändern verschwamm. Dann Lyz’ empörte Stimme, ein lautes Brüllen, das sie immer leiser hörte: »Was ist das, du Scheißkerl?«
Es war Zhenferro, der antwortete, leise und betrübt: »Thermit. Die Ladungen sind nicht tödlich, allerdings …«
»… kannst du dich von deiner Hand verabschieden.« Die Stimme von Montclaro – mit einer gewissen Selbstzufriedenheit.
Inez spürte ihre Hand nicht mehr, und alles wurde leiser, während die Dunkelheit sie sanft umschloss. Sie müsste Panik verspüren, müsste Angst haben, ihre Hand zu verlieren – allerdings war der letzte Gedanke, bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor, ein anderer.
Der Gedanke, auf welche Weise die Sangrada wohl ihr Leben beenden würde.

Inez’ Blick fiel auf den Mond, den sie um den Wert eins gedrückt hatte. Eine kleine, beinahe unscheinbare Münze lag auf ihm, die schwarze Seite nach oben, während die goldene Seite auf der Karte lag und nicht zu sehen war. Ein kleines, stilisiertes »I« war dort eingeprägt. Der Pitbull hatte ihre Anpassung der Karte in einer schnellen, gezielten Bewegung markiert und war dann zur nächsten Geste übergegangen – gewiss würde ihm auffallen, dass eine einzelne kleine Münze fehlen würde, und er würde der Sache auf den Grund gehen. Bis er allerdings verstanden hatte, was passiert war, hätte Lyz längst die Karte kopiert – und sie wären aus dem Schneider.
Sie hörte das Wort »Showdown« im Raum widerhallen und beugte sich nach vorn, bemüht gelangweilt, ganz in ihrer Rolle.
»Zhenferro, wissen Sie …« Sie rückte ihre Karten gerade, brachte ihre Hände in Position. »Sie gehören doch einer … einzigartigen Gruppierung mit spezifischen … Dienstleistungen an, nicht wahr?«
Der angesprochene Trinitriad lächelte unumwunden und lehnte sich zurück, die Hände wie im Gebet gefaltet. »In der Tat, Señora Dante, in der Tat … Wie kann ein bescheidener Mann wie ich Ihnen behilflich sein?« Der Pitbull schaute gefasst, und dennoch merkte sie, wie sein Blick noch einmal zuckte – die winzigste Folge seiner Ungeduld. Sehr gut, da wollte sie ihn haben.
»Wissen Sie, mein Vater verwaltet einige Gebäude in La Perdante … allerdings sind es unsichere Zeiten, in denen wir leben, ja, geradezu gefährliche.« Sie seufzte theatralisch auf und verschränkte ihrerseits die Hände, knapp über dem Mond. »Sicherlich würde mein Vater nachts besser schlafen können, wenn wir für alle Eventualitäten vorgesorgt hätten. Ich dachte, jemand wie Sie …«
Sie ließ den Satz unbeantwortet und hörte den anderen Waffenhändler laut schnauben. Sehr gut – sie brauchte auch Montclaro für ihre kleine Ablenkung.
Zhenferro breitete die Hände aus. »… jemand wie ich kann Sie und Ihren geschätzten Vater in der Tat mit allem ausstatten, was Sie brauchen. Waffen, Patronen, notwendige Tech … Ich denke-«
Plötzlich hörte sie, wie Fleisch auf Metall traf, und der Tisch erbebte. Feuvigil hatte noch ein Wörtchen mitzureden.
»Von diesem zerlumpten Käfer wollen Sie kaufen? Lachhaft! Ich kann Ihnen ein viel besseres Angebot machen, Madame Dante!« Montclaros Stimme hatte einen hässlichen Klang angenommen, der ihm einen strengen Blick vom Pitbull einbrachte.
Jackpot, dachte sie.
Genau in diesem Moment ließ sie die kleine Münze in ihrer Hand verschwinden und lehnte sich ebenso schnell wieder zurück. Nur das kurze, zustimmende Drücken von Lyz’ Hand verriet ihr, dass jemand es gesehen hatte. Zhenferro und Montclaro stierten sich böse an, während Anaïs weiter zu den Fischen schaute. Ihr Blick hatte etwas Resigniertes. Zerard Duvalczak ließ die Spielgemeinschaft einen Augenblick in Schweigen verharren, bevor er begann zu sprechen.
»Decken Sie Ihre Karten auf und offenbaren Sie Ihr Schicksal.«
Zhenferro schob seine Schlange (14), den Schlüssel (11) und das Rad (7) zusammen: zweiunddreißig – ein knappes, sauberes Blatt. Er zuckte die Schultern, als wäre das alles nur Buchhaltung, erlaubte sich jedoch, Montclaro kurz zuzuzwinkern, der bewusst in eine andere Richtung schaute.
Inez ließ den Mond (10) liegen, daneben die Maske (5). Die dritte Karte, die bei der Rota von Zhenferro zu ihr gewandert war, zeigte die Vögel (11). Sechsundzwanzig. Ein zufriedenstellendes Ergebnis – allerdings ging es ihr ohnehin nicht um den Pot. Sie hielt kurz den Atem an, als der Blick des Pitbulls über ihre Karten wanderte, und meinte, für den Bruchteil einer Sekunde Missbilligung zu erkennen; doch sie verschwand ebenso schnell in einem knappen Nicken, bevor er sich dem nächsten Spieler zuwandte.
Montclaro starrte auf sein offenes Schwert, nun sechzehn, den Peccator (9) und das Haus (12). Siebenunddreißig. Zu viel. Das Tuch in seiner Hand, inzwischen dunkel vom Schweiß, zitterte leicht.
Schließlich Anaïs: Sie hatte den Löwen (15) vor sich, daneben den Sanctus (4) – und die Hundekarte (13), die ihr bei der Rota von Inez zugewandert war. Zweiunddreißig. Zhenferro und Anaïs nickten sich respektvoll zu, bevor der Pitbull wieder seine Stimme erhob – es lag eine Endgültigkeit in ihr.
»Nun zu den letzten Schulden dieses Spiels, die beglichen werden müssen.« Er deutete mit seinem Stab auf den Sanctus von Anaïs und klopfte einmal auf den Tisch. Sofort leuchtete die Karte auf und begann an den Rändern rot zu glühen. »Señora Anaïs?« Diese lächelte und hob einen Zeigefinger, mit dem sie nach oben zeigte. Der Pitbull nickte. »Wir erhöhen um den Wert eins. Dreiunddreißig – Perfectio.« In seiner Stimme lag keine Aufregung und keine Enttäuschung, nur eine Feststellung.
Zhenferro klatschte ihr leise und huldvoll zu, während Montclaro mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf schüttelte.
Gut gemacht, du alte Schachtel, dachte sich Inez.
Dann wendete sich Zerard Duvalczak Inez zu, und sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Die kleine Münze in ihrer Hand schien plötzlich unendlich schwer zu wiegen. Neben ihr verlagerte Lyz den Stand und machte sich bereit, die Karte zu kopieren.
»Señora Dante und Monsieur Montclaro …« Er deutete auf ihren Mond und sein Schwert und klopfte auf den Tisch. Ein leises Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
Inez sah, wie die Münze auf dem Schwert ebenfalls zu glühen begann – und erstarrte.
Mit einem Mal durchfuhr ein unerträglicher Schmerz ihre Hand.
Mit einem hohen Schrei zog sie die Hand zurück und fiel zu Boden, während die kleine Münze kaum hörbar auf dem Tisch zurückblieb. Der Schmerz wurde mit jeder verstreichenden Sekunde schlimmer, während der Geruch von verbranntem Fleisch ihr in die Nase stieg. Lyz schrie auf und beugte sich zu Inez, die sich vor Schmerzen wand und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Auch Téo war zu ihr geeilt und schaute hilflos auf sie hinab.
»Señora Dante scheint vergessen zu haben …« Der Pitbull schaute auf die drei Diebe hinab, seine Augen ohne jedes Mitleid, »… dass es Regeln in unserem Leben gibt – mit allen dazugehörigen Konsequenzen.«
Inez konnte kaum die Augen offen halten und versuchte, wenigstens für einen Moment die Kontrolle über sich zu gewinnen. Sie spürte, wie Lyz sie festhielt und ihr Bewusstsein an den Rändern verschwamm. Dann Lyz’ empörte Stimme, ein lautes Brüllen, das sie immer leiser hörte: »Was ist das, du Scheißkerl?«
Es war Zhenferro, der antwortete, leise und betrübt: »Thermit. Die Ladungen sind nicht tödlich, allerdings …«
»… kannst du dich von deiner Hand verabschieden.« Die Stimme von Montclaro – mit einer gewissen Selbstzufriedenheit.
Inez spürte ihre Hand nicht mehr, und alles wurde leiser, während die Dunkelheit sie sanft umschloss. Sie müsste Panik verspüren, müsste Angst haben, ihre Hand zu verlieren – allerdings war der letzte Gedanke, bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor, ein anderer.
Der Gedanke, auf welche Weise die Sangrada wohl ihr Leben beenden würde.
