



FUNKSPRUCH FÄLSCHEN
»Warte!« Inez packte ihre Freundin am Knie und schüttelte sie. »Wir müssen Téo helfen … aber nicht, indem wir unsere Köpfe herausstrecken und hier gleich die gesamte Sicherheit des Casinos angerückt kommt. Wir müssen das klug anstellen.« Ihre Hände umfassten das Funkgerät fester, als nötig, und verharrten über dem Knopf, der sie mit der Welt außerhalb ihres goldenen Grabs verbinden würde. Sie erlaubte sich einen tiefen Atemzug der ohnehin knappen Luft – und dachte nach.
Es nützte nichts, Téo musste mitspielen und ihre Worte verstehen – wirklich verstehen –, damit sie gemeinsam den Mann vertreiben konnten.
»Bitte?« Es war Téos Stimme, sie zitterte. Sein Signal hätte klarer nicht sein können.
Sofort drückte sie auf die Taste, die Téo ihr gezeigt hatte. Mit einem lauten Knacken kam die Verbindung zur Außenwelt zustande. Dann legte »La Cara« los.
»Máximo? Was ist da los? Wir haben hier immer noch kein Signal zu den Automaten. Was dauert da so lange?« Das musste als kleiner Schubs reichen. Zunächst hörte sie nichts, bis die Stimme des Mannes wieder ertönte. Sie klang überrascht.
»Wer spricht da? Wer zur Hölle ist Máximo? Ich kenne deine Stimme nicht.«
Mist. Jetzt bloß nicht nachlassen: dem Gegner keine Zeit zum Nachdenken geben – ein Problem stellen, dessen angenehmster Ausweg ihnen nützt.
»Máximo, mit wem redest du da schon wieder? Säufst du wieder mit dem Wachpersonal? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir das vom Gehalt abziehe. Jetzt beweg deinen Arsch da weg und sieh zu, dass du den Server wieder zum Laufen bringst, ansonsten …« Inez hörte ein lautes Knacken – dann die Stimme des Mannes, jetzt viel näher.
»Soll das ein Witz sein? Ich habe deine Stimme noch nie gehört.«
Inez hielt die Luft an. Probleme schaffen – Auswege anbieten.
»Ach ja? Merkwürdig. Ich glaube, ich werde deine Stimme auch bald nicht mehr hören, wenn Máximo nicht in zwei Minuten bei diesem Server ist und wir hier funktionierende Automaten haben. Nenn mir mal schnell deinen Namen, damit ich weiß, wen ich Duvalczak melden kann.«
Jetzt gab es schon mal ein Problem.
Dann schaltete sich auch Téo ein: »Da steht ein PerDa 44, der dringend neue RemGa-Module benötigt. Wenn wir nicht bald den Server neu starten, laufen uns die Gäste in Scharen davon, und ich darf den Triparques erklären, wieso ich nicht bei der Arbeit war und stattdessen sinnlose Gespräche mit Ihnen führe. Also, folgender bahnbrechender Vorschlag: Sie machen Ihre Arbeit, ich mache meine Arbeit – und niemand muss sich dem Zorn des dreiköpfigen Drachen stellen. Deal?«
Jetzt gab es auch eine Lösung. Gut gemacht, Téo. Elegant und sauber.
Für einen Moment war es still, und Inez hörte Lyz’ nervöses Atmen. Sie musste fast lachen, als sie sich die Situation aus Téos Sicht vorstellte: Sein einziger Rettungsanker saß in einer goldenen, stickigen Kiste und sprach zu einem Mann, der annahm, sie sei irgendwo im Casino und gebe herrische Befehle. Wann war dieser Raub bitte so chaotisch geworden?
»Na schön. Ich hab eh Feierabend. Aber nächstes Mal …« – seine Stimme bekam wieder diesen bedrohlichen Unterton, in dem Überheblichkeit mitschwang – »… lass ich euch nicht so einfach laufen, alles klar?«
Inez verkniff sich einen Kommentar und ließ Téo regeln. »Was auch immer, Mann. Kann ich jetzt durch?«
Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung.
Inez lehnte sich an die gepolsterte Wand und stieß die Luft aus. Auch Lyz gab ein nervöses Lachen von sich. »Halleluja … das hätte ordentlich in die Hose gehen können.« Inez nickte und wischte sich die feuchten Hände am Kleid ab. Das war knapp gewesen – aber Téo hatte seinen Job gut gemacht.
Allerdings hatte es schon seine Richtigkeit, dass sie für die Geschäfte zuständig war.
Schließlich blieb der Wagen zum Stehen, und Inez hörte wieder das Knacken des Funkgeräts. »Kommt raus. Die Luft ist rein.«
Lyz stieß den Deckel auf, rang theatralisch nach Luft, erblickte Téo – und sprang aus der Kiste. »Fast hättest du ein unangenehmes Gespräch mit Duvalczak führen müssen, was?«
Téo saß bereits vornübergebeugt vor einem Server hinter einer Glasplatte. Seine Miene war ernst, aber Erleichterung schwang mit. »Reden wir nicht drüber … nach dem ganzen Ding hier schließ ich mich für zwei Wochen in der Werkstatt ein.« Inez klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und blickte sich um.
Der Raum war warm und stickig – vermutlich wegen der zahlreichen Server, die blinkend hinter Glaskästen schlummerten. Zahlreiche Bildschirme zeigten herunterlaufenden Code oder Szenen aus dem Casino. In der Mitte stand die goldene Kiste, auf der die Funkgeräte ruhten. Ein eigenartiges Schauspiel, wie sich die LEDs im Metall spiegelten. Es war fast surreal: Sie hatten es geschafft, sie waren einen Schritt weiter.
Zeit, dem Sanctum Sins das Augenlicht zu rauben.
Téo hatte bereits einen Glaskasten geöffnet und hantierte vor einem kompliziert wirkenden Panel, das nur er deuten konnte. Er griff zu seinem Hals und holte einen kleinen Rosenkranz hervor, den er vorsichtig abschraubte. Darin steckte ein rechteckiger Kristall, von blauen Leitungen durchzogen, vorn mit einem Anschluss: ein sogenannter 45/MODE:DEUS, ein Datenkristall, den man auf den Dunklen Märkten von La Rocca leicht bekam – und mit dem sich technische Geräte … nun ja, Téo würde es durcheinanderbringen nennen. Dreißig Minuten würde ihnen der Kristall geben – dreißig Minuten, in denen die Kameras alte Aufnahmen sendeten und damit keine Gefahr darstellten.
Vorausgesetzt, die Händlerin in La Rocca hatte ihnen keinen Mist verkauft, der durch Téos sorgfältige Prüfung gerutscht war.
Die drei Freunde versammelten sich vor dem Glaskasten und schauten gebannt zu Téo. Inez sah in der Spiegelung die Gesichter ihrer beiden Freunde: Lyz Llavez, die in ihrer Aufregung sogar vergessen hatte, Téo zu verspotten. Téo Marchal, der in seinem zu großen Overall und mit dem konzentrierten Gesicht wie ein Priester wirkte, der im Gebet versunken war. Und sie selbst, Inez Valcárel, die nicht anders konnte, als für ihre Freunde und die gemeinsame Zeit dankbar zu sein.
Egal, wie es heute enden würde – sie würden gemeinsam siegen. Oder fallen.
»Ladies and …« – er schaute kurz zu seinem Spiegelbild – »… Gentlemen: Wir haben gezahlt, wir haben gespielt, jetzt … können wir nur noch beten.« Er steckte den 45/MODE:DEUS in eine kleine Öffnung im Schaltpanel – und hielt die Luft an.
Der Datenkristall begann blau aufzuleuchten und erwachte mit einem Sirren zum Leben, das immer lauter wurde – bevor schließlich alle Bildschirme für einen Moment das Bild eines grinsenden, gehörnten Dämons zeigten, der ebenso schnell wieder verschwand. Lyz und Inez schauten sich verwirrt an. Sollte das so sein?
Es war Téo, der jubilierend aufsprang – und sie damit aus der Verwirrung holte. Jetzt lachten auch die beiden Mädchen, und die drei Freunde fielen sich in die Arme, vergaßen für einen Moment La Golgotha und die Gefahren, die noch auf sie warteten.
Das Sanctum Sins war offiziell blind.
Dann wurde Téos Miene wieder ernst. »Ab jetzt läuft unsere Zeit.« Er schaute auf seine Armbanduhr und stellte eine Zeit ein. »Dreißig Minuten, Leute. Machen wir uns an die Arbeit.«
Dreißig Minuten, um das Sanctum Sins zu schlagen – und zu Legenden zu werden.
Nur keine Eile.
»Warte!« Inez packte ihre Freundin am Knie und schüttelte sie. »Wir müssen Téo helfen … aber nicht, indem wir unsere Köpfe herausstrecken und hier gleich die gesamte Sicherheit des Casinos angerückt kommt. Wir müssen das klug anstellen.« Ihre Hände umfassten das Funkgerät fester, als nötig, und verharrten über dem Knopf, der sie mit der Welt außerhalb ihres goldenen Grabs verbinden würde. Sie erlaubte sich einen tiefen Atemzug der ohnehin knappen Luft – und dachte nach.
Es nützte nichts, Téo musste mitspielen und ihre Worte verstehen – wirklich verstehen –, damit sie gemeinsam den Mann vertreiben konnten.
»Bitte?« Es war Téos Stimme, sie zitterte. Sein Signal hätte klarer nicht sein können.
Sofort drückte sie auf die Taste, die Téo ihr gezeigt hatte. Mit einem lauten Knacken kam die Verbindung zur Außenwelt zustande. Dann legte »La Cara« los.
»Máximo? Was ist da los? Wir haben hier immer noch kein Signal zu den Automaten. Was dauert da so lange?« Das musste als kleiner Schubs reichen. Zunächst hörte sie nichts, bis die Stimme des Mannes wieder ertönte. Sie klang überrascht.
»Wer spricht da? Wer zur Hölle ist Máximo? Ich kenne deine Stimme nicht.«
Mist. Jetzt bloß nicht nachlassen: dem Gegner keine Zeit zum Nachdenken geben – ein Problem stellen, dessen angenehmster Ausweg ihnen nützt.
»Máximo, mit wem redest du da schon wieder? Säufst du wieder mit dem Wachpersonal? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir das vom Gehalt abziehe. Jetzt beweg deinen Arsch da weg und sieh zu, dass du den Server wieder zum Laufen bringst, ansonsten …« Inez hörte ein lautes Knacken – dann die Stimme des Mannes, jetzt viel näher.
»Soll das ein Witz sein? Ich habe deine Stimme noch nie gehört.«
Inez hielt die Luft an. Probleme schaffen – Auswege anbieten.
»Ach ja? Merkwürdig. Ich glaube, ich werde deine Stimme auch bald nicht mehr hören, wenn Máximo nicht in zwei Minuten bei diesem Server ist und wir hier funktionierende Automaten haben. Nenn mir mal schnell deinen Namen, damit ich weiß, wen ich Duvalczak melden kann.«
Jetzt gab es schon mal ein Problem.
Dann schaltete sich auch Téo ein: »Da steht ein PerDa 44, der dringend neue RemGa-Module benötigt. Wenn wir nicht bald den Server neu starten, laufen uns die Gäste in Scharen davon, und ich darf den Triparques erklären, wieso ich nicht bei der Arbeit war und stattdessen sinnlose Gespräche mit Ihnen führe. Also, folgender bahnbrechender Vorschlag: Sie machen Ihre Arbeit, ich mache meine Arbeit – und niemand muss sich dem Zorn des dreiköpfigen Drachen stellen. Deal?«
Jetzt gab es auch eine Lösung. Gut gemacht, Téo. Elegant und sauber.
Für einen Moment war es still, und Inez hörte Lyz’ nervöses Atmen. Sie musste fast lachen, als sie sich die Situation aus Téos Sicht vorstellte: Sein einziger Rettungsanker saß in einer goldenen, stickigen Kiste und sprach zu einem Mann, der annahm, sie sei irgendwo im Casino und gebe herrische Befehle. Wann war dieser Raub bitte so chaotisch geworden?
»Na schön. Ich hab eh Feierabend. Aber nächstes Mal …« – seine Stimme bekam wieder diesen bedrohlichen Unterton, in dem Überheblichkeit mitschwang – »… lass ich euch nicht so einfach laufen, alles klar?«
Inez verkniff sich einen Kommentar und ließ Téo regeln. »Was auch immer, Mann. Kann ich jetzt durch?«
Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung.
Inez lehnte sich an die gepolsterte Wand und stieß die Luft aus. Auch Lyz gab ein nervöses Lachen von sich. »Halleluja … das hätte ordentlich in die Hose gehen können.« Inez nickte und wischte sich die feuchten Hände am Kleid ab. Das war knapp gewesen – aber Téo hatte seinen Job gut gemacht.
Allerdings hatte es schon seine Richtigkeit, dass sie für die Geschäfte zuständig war.
Schließlich blieb der Wagen zum Stehen, und Inez hörte wieder das Knacken des Funkgeräts. »Kommt raus. Die Luft ist rein.«
Lyz stieß den Deckel auf, rang theatralisch nach Luft, erblickte Téo – und sprang aus der Kiste. »Fast hättest du ein unangenehmes Gespräch mit Duvalczak führen müssen, was?«
Téo saß bereits vornübergebeugt vor einem Server hinter einer Glasplatte. Seine Miene war ernst, aber Erleichterung schwang mit. »Reden wir nicht drüber … nach dem ganzen Ding hier schließ ich mich für zwei Wochen in der Werkstatt ein.« Inez klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und blickte sich um.
Der Raum war warm und stickig – vermutlich wegen der zahlreichen Server, die blinkend hinter Glaskästen schlummerten. Zahlreiche Bildschirme zeigten herunterlaufenden Code oder Szenen aus dem Casino. In der Mitte stand die goldene Kiste, auf der die Funkgeräte ruhten. Ein eigenartiges Schauspiel, wie sich die LEDs im Metall spiegelten. Es war fast surreal: Sie hatten es geschafft, sie waren einen Schritt weiter.
Zeit, dem Sanctum Sins das Augenlicht zu rauben.
Téo hatte bereits einen Glaskasten geöffnet und hantierte vor einem kompliziert wirkenden Panel, das nur er deuten konnte. Er griff zu seinem Hals und holte einen kleinen Rosenkranz hervor, den er vorsichtig abschraubte. Darin steckte ein rechteckiger Kristall, von blauen Leitungen durchzogen, vorn mit einem Anschluss: ein sogenannter 45/MODE:DEUS, ein Datenkristall, den man auf den Dunklen Märkten von La Rocca leicht bekam – und mit dem sich technische Geräte … nun ja, Téo würde es durcheinanderbringen nennen. Dreißig Minuten würde ihnen der Kristall geben – dreißig Minuten, in denen die Kameras alte Aufnahmen sendeten und damit keine Gefahr darstellten.
Vorausgesetzt, die Händlerin in La Rocca hatte ihnen keinen Mist verkauft, der durch Téos sorgfältige Prüfung gerutscht war.
Die drei Freunde versammelten sich vor dem Glaskasten und schauten gebannt zu Téo. Inez sah in der Spiegelung die Gesichter ihrer beiden Freunde: Lyz Llavez, die in ihrer Aufregung sogar vergessen hatte, Téo zu verspotten. Téo Marchal, der in seinem zu großen Overall und mit dem konzentrierten Gesicht wie ein Priester wirkte, der im Gebet versunken war. Und sie selbst, Inez Valcárel, die nicht anders konnte, als für ihre Freunde und die gemeinsame Zeit dankbar zu sein.
Egal, wie es heute enden würde – sie würden gemeinsam siegen. Oder fallen.
»Ladies and …« – er schaute kurz zu seinem Spiegelbild – »… Gentlemen: Wir haben gezahlt, wir haben gespielt, jetzt … können wir nur noch beten.« Er steckte den 45/MODE:DEUS in eine kleine Öffnung im Schaltpanel – und hielt die Luft an.
Der Datenkristall begann blau aufzuleuchten und erwachte mit einem Sirren zum Leben, das immer lauter wurde – bevor schließlich alle Bildschirme für einen Moment das Bild eines grinsenden, gehörnten Dämons zeigten, der ebenso schnell wieder verschwand. Lyz und Inez schauten sich verwirrt an. Sollte das so sein?
Es war Téo, der jubilierend aufsprang – und sie damit aus der Verwirrung holte. Jetzt lachten auch die beiden Mädchen, und die drei Freunde fielen sich in die Arme, vergaßen für einen Moment La Golgotha und die Gefahren, die noch auf sie warteten.
Das Sanctum Sins war offiziell blind.
Dann wurde Téos Miene wieder ernst. »Ab jetzt läuft unsere Zeit.« Er schaute auf seine Armbanduhr und stellte eine Zeit ein. »Dreißig Minuten, Leute. Machen wir uns an die Arbeit.«
Dreißig Minuten, um das Sanctum Sins zu schlagen – und zu Legenden zu werden.
Nur keine Eile.
FUNKSPRUCH FÄLSCHEN

»Warte!« Inez packte ihre Freundin am Knie und schüttelte sie. »Wir müssen Téo helfen … aber nicht, indem wir unsere Köpfe herausstrecken und hier gleich die gesamte Sicherheit des Casinos angerückt kommt. Wir müssen das klug anstellen.« Ihre Hände umfassten das Funkgerät fester, als nötig, und verharrten über dem Knopf, der sie mit der Welt außerhalb ihres goldenen Grabs verbinden würde. Sie erlaubte sich einen tiefen Atemzug der ohnehin knappen Luft – und dachte nach.
Es nützte nichts, Téo musste mitspielen und ihre Worte verstehen – wirklich verstehen –, damit sie gemeinsam den Mann vertreiben konnten.
»Bitte?« Es war Téos Stimme, sie zitterte. Sein Signal hätte klarer nicht sein können.
Sofort drückte sie auf die Taste, die Téo ihr gezeigt hatte. Mit einem lauten Knacken kam die Verbindung zur Außenwelt zustande. Dann legte »La Cara« los.
»Máximo? Was ist da los? Wir haben hier immer noch kein Signal zu den Automaten. Was dauert da so lange?« Das musste als kleiner Schubs reichen.
Zunächst hörte sie nichts, bis die Stimme des Mannes wieder ertönte. Sie klang überrascht.
»Wer spricht da? Wer zur Hölle ist Máximo? Ich kenne deine Stimme nicht.«
Mist. Jetzt bloß nicht nachlassen: dem Gegner keine Zeit zum Nachdenken geben – ein Problem stellen, dessen angenehmster Ausweg ihnen nützt.
»Máximo, mit wem redest du da schon wieder? Säufst du wieder mit dem Wachpersonal? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir das vom Gehalt abziehe. Jetzt beweg deinen Arsch da weg und sieh zu, dass du den Server wieder zum Laufen bringst, ansonsten …« Inez hörte ein lautes Knacken – dann die Stimme des Mannes, jetzt viel näher.
»Soll das ein Witz sein? Ich habe deine Stimme noch nie gehört.«
Inez hielt die Luft an. Probleme schaffen – Auswege anbieten.
»Ach ja? Merkwürdig. Ich glaube, ich werde deine Stimme auch bald nicht mehr hören, wenn Máximo nicht in zwei Minuten bei diesem Server ist und wir hier funktionierende Automaten haben. Nenn mir mal schnell deinen Namen, damit ich weiß, wen ich Duvalczak melden kann.«
Jetzt gab es schon mal ein Problem.
Dann schaltete sich auch Téo ein: »Da steht ein PerDa 44, der dringend neue RemGa-Module benötigt. Wenn wir nicht bald den Server neu starten, laufen uns die Gäste in Scharen davon, und ich darf den Triparques erklären, wieso ich nicht bei der Arbeit war und stattdessen sinnlose Gespräche mit Ihnen führe. Also, folgender bahnbrechender Vorschlag: Sie machen Ihre Arbeit, ich mache meine Arbeit – und niemand muss sich dem Zorn des dreiköpfigen Drachen stellen. Deal?«
Jetzt gab es auch eine Lösung. Gut gemacht, Téo. Elegant und sauber.
Für einen Moment war es still, und Inez hörte Lyz’ nervöses Atmen. Sie musste fast lachen, als sie sich die Situation aus Téos Sicht vorstellte: Sein einziger Rettungsanker saß in einer goldenen, stickigen Kiste und sprach zu einem Mann, der annahm, sie sei irgendwo im Casino und gebe herrische Befehle. Wann war dieser Raub bitte so chaotisch geworden?
»Na schön. Ich hab eh Feierabend. Aber nächstes Mal …« – seine Stimme bekam wieder diesen bedrohlichen Unterton, in dem Überheblichkeit mitschwang – »… lass ich euch nicht so einfach laufen, alles klar?« Inez verkniff sich einen Kommentar und ließ Téo regeln. »Was auch immer, Mann. Kann ich jetzt durch?«
Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung.
Inez lehnte sich an die gepolsterte Wand und stieß die Luft aus. Auch Lyz gab ein nervöses Lachen von sich. »Halleluja … das hätte ordentlich in die Hose gehen können.« Inez nickte und wischte sich die feuchten Hände am Kleid ab. Das war knapp gewesen – aber Téo hatte seinen Job gut gemacht.
Allerdings hatte es schon seine Richtigkeit, dass sie für die Geschäfte zuständig war.
Schließlich blieb der Wagen zum Stehen, und Inez hörte wieder das Knacken des Funkgeräts. »Kommt raus. Die Luft ist rein.«
Lyz stieß den Deckel auf, rang theatralisch nach Luft, erblickte Téo – und sprang aus der Kiste. »Fast hättest du ein unangenehmes Gespräch mit Duvalczak führen müssen, was?«
Téo saß bereits vornübergebeugt vor einem Server hinter einer Glasplatte. Seine Miene war ernst, aber Erleichterung schwang mit. »Reden wir nicht drüber … nach dem ganzen Ding hier schließ ich mich für zwei Wochen in der Werkstatt ein.« Inez klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und blickte sich um.
Der Raum war warm und stickig – vermutlich wegen der zahlreichen Server, die blinkend hinter Glaskästen schlummerten. Zahlreiche Bildschirme zeigten herunterlaufenden Code oder Szenen aus dem Casino. In der Mitte stand die goldene Kiste, auf der die Funkgeräte ruhten. Ein eigenartiges Schauspiel, wie sich die LEDs im Metall spiegelten.
Es war fast surreal: Sie hatten es geschafft, sie waren einen Schritt weiter.
Zeit, dem Sanctum Sins das Augenlicht zu rauben.
Téo hatte bereits einen Glaskasten geöffnet und hantierte vor einem kompliziert wirkenden Panel, das nur er deuten konnte. Er griff zu seinem Hals und holte einen kleinen Rosenkranz hervor, den er vorsichtig abschraubte. Darin steckte ein rechteckiger Kristall, von blauen Leitungen durchzogen, vorn mit einem Anschluss: ein sogenannter 45/MODE:DEUS, ein Datenkristall, den man auf den Dunklen Märkten von La Rocca leicht bekam – und mit dem sich technische Geräte … nun ja, Téo würde es durcheinanderbringen nennen. Dreißig Minuten würde ihnen der Kristall geben – dreißig Minuten, in denen die Kameras alte Aufnahmen sendeten und damit keine Gefahr darstellten.
Vorausgesetzt, die Händlerin in La Rocca hatte ihnen keinen Mist verkauft, der durch Téos sorgfältige Prüfung gerutscht war.
Die drei Freunde versammelten sich vor dem Glaskasten und schauten gebannt zu Téo. Inez sah in der Spiegelung die Gesichter ihrer beiden Freunde: Lyz Llavez, die in ihrer Aufregung sogar vergessen hatte, Téo zu verspotten. Téo Marchal, der in seinem zu großen Overall und mit dem konzentrierten Gesicht wie ein Priester wirkte, der im Gebet versunken war. Und sie selbst, Inez Valcárel, die nicht anders konnte, als für ihre Freunde und die gemeinsame Zeit dankbar zu sein.
Egal, wie es heute enden würde – sie würden gemeinsam siegen. Oder fallen.
»Ladies and …« – er schaute kurz zu seinem Spiegelbild – »… Gentlemen: Wir haben gezahlt, wir haben gespielt, jetzt … können wir nur noch beten.« Er steckte den 45/MODE:DEUS in eine kleine Öffnung im Schaltpanel – und hielt die Luft an.
Der Datenkristall begann blau aufzuleuchten und erwachte mit einem Sirren zum Leben, das immer lauter wurde – bevor schließlich alle Bildschirme für einen Moment das Bild eines grinsenden, gehörnten Dämons zeigten, der ebenso schnell wieder verschwand. Lyz und Inez schauten sich verwirrt an. Sollte das so sein?
Es war Téo, der jubilierend aufsprang – und sie damit aus der Verwirrung holte. Jetzt lachten auch die beiden Mädchen, und die drei Freunde fielen sich in die Arme, vergaßen für einen Moment La Golgotha und die Gefahren, die noch auf sie warteten.
Das Sanctum Sins war offiziell blind.
Dann wurde Téos Miene wieder ernst. »Ab jetzt läuft unsere Zeit.« Er schaute auf seine Armbanduhr und stellte eine Zeit ein. »Dreißig Minuten, Leute. Machen wir uns an die Arbeit.«
Dreißig Minuten, um das Sanctum Sins zu schlagen – und zu Legenden zu werden.
Nur keine Eile.

»Warte!« Inez packte ihre Freundin am Knie und schüttelte sie. »Wir müssen Téo helfen … aber nicht, indem wir unsere Köpfe herausstrecken und hier gleich die gesamte Sicherheit des Casinos angerückt kommt. Wir müssen das klug anstellen.« Ihre Hände umfassten das Funkgerät fester, als nötig, und verharrten über dem Knopf, der sie mit der Welt außerhalb ihres goldenen Grabs verbinden würde. Sie erlaubte sich einen tiefen Atemzug der ohnehin knappen Luft – und dachte nach.
Es nützte nichts, Téo musste mitspielen und ihre Worte verstehen – wirklich verstehen –, damit sie gemeinsam den Mann vertreiben konnten.
»Bitte?« Es war Téos Stimme, sie zitterte. Sein Signal hätte klarer nicht sein können.
Sofort drückte sie auf die Taste, die Téo ihr gezeigt hatte. Mit einem lauten Knacken kam die Verbindung zur Außenwelt zustande. Dann legte »La Cara« los.
»Máximo? Was ist da los? Wir haben hier immer noch kein Signal zu den Automaten. Was dauert da so lange?« Das musste als kleiner Schubs reichen.
Zunächst hörte sie nichts, bis die Stimme des Mannes wieder ertönte. Sie klang überrascht.
»Wer spricht da? Wer zur Hölle ist Máximo? Ich kenne deine Stimme nicht.«
Mist. Jetzt bloß nicht nachlassen: dem Gegner keine Zeit zum Nachdenken geben – ein Problem stellen, dessen angenehmster Ausweg ihnen nützt.
»Máximo, mit wem redest du da schon wieder? Säufst du wieder mit dem Wachpersonal? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir das vom Gehalt abziehe. Jetzt beweg deinen Arsch da weg und sieh zu, dass du den Server wieder zum Laufen bringst, ansonsten …« Inez hörte ein lautes Knacken – dann die Stimme des Mannes, jetzt viel näher.
»Soll das ein Witz sein? Ich habe deine Stimme noch nie gehört.«
Inez hielt die Luft an. Probleme schaffen – Auswege anbieten.
»Ach ja? Merkwürdig. Ich glaube, ich werde deine Stimme auch bald nicht mehr hören, wenn Máximo nicht in zwei Minuten bei diesem Server ist und wir hier funktionierende Automaten haben. Nenn mir mal schnell deinen Namen, damit ich weiß, wen ich Duvalczak melden kann.«
Jetzt gab es schon mal ein Problem.
Dann schaltete sich auch Téo ein: »Da steht ein PerDa 44, der dringend neue RemGa-Module benötigt. Wenn wir nicht bald den Server neu starten, laufen uns die Gäste in Scharen davon, und ich darf den Triparques erklären, wieso ich nicht bei der Arbeit war und stattdessen sinnlose Gespräche mit Ihnen führe. Also, folgender bahnbrechender Vorschlag: Sie machen Ihre Arbeit, ich mache meine Arbeit – und niemand muss sich dem Zorn des dreiköpfigen Drachen stellen. Deal?«
Jetzt gab es auch eine Lösung. Gut gemacht, Téo. Elegant und sauber.
Für einen Moment war es still, und Inez hörte Lyz’ nervöses Atmen. Sie musste fast lachen, als sie sich die Situation aus Téos Sicht vorstellte: Sein einziger Rettungsanker saß in einer goldenen, stickigen Kiste und sprach zu einem Mann, der annahm, sie sei irgendwo im Casino und gebe herrische Befehle. Wann war dieser Raub bitte so chaotisch geworden?
»Na schön. Ich hab eh Feierabend. Aber nächstes Mal …« – seine Stimme bekam wieder diesen bedrohlichen Unterton, in dem Überheblichkeit mitschwang – »… lass ich euch nicht so einfach laufen, alles klar?« Inez verkniff sich einen Kommentar und ließ Téo regeln. »Was auch immer, Mann. Kann ich jetzt durch?«
Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung.
Inez lehnte sich an die gepolsterte Wand und stieß die Luft aus. Auch Lyz gab ein nervöses Lachen von sich. »Halleluja … das hätte ordentlich in die Hose gehen können.« Inez nickte und wischte sich die feuchten Hände am Kleid ab. Das war knapp gewesen – aber Téo hatte seinen Job gut gemacht.
Allerdings hatte es schon seine Richtigkeit, dass sie für die Geschäfte zuständig war.
Schließlich blieb der Wagen zum Stehen, und Inez hörte wieder das Knacken des Funkgeräts. »Kommt raus. Die Luft ist rein.«
Lyz stieß den Deckel auf, rang theatralisch nach Luft, erblickte Téo – und sprang aus der Kiste. »Fast hättest du ein unangenehmes Gespräch mit Duvalczak führen müssen, was?«
Téo saß bereits vornübergebeugt vor einem Server hinter einer Glasplatte. Seine Miene war ernst, aber Erleichterung schwang mit. »Reden wir nicht drüber … nach dem ganzen Ding hier schließ ich mich für zwei Wochen in der Werkstatt ein.« Inez klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und blickte sich um.
Der Raum war warm und stickig – vermutlich wegen der zahlreichen Server, die blinkend hinter Glaskästen schlummerten. Zahlreiche Bildschirme zeigten herunterlaufenden Code oder Szenen aus dem Casino. In der Mitte stand die goldene Kiste, auf der die Funkgeräte ruhten. Ein eigenartiges Schauspiel, wie sich die LEDs im Metall spiegelten.
Es war fast surreal: Sie hatten es geschafft, sie waren einen Schritt weiter.
Zeit, dem Sanctum Sins das Augenlicht zu rauben.
Téo hatte bereits einen Glaskasten geöffnet und hantierte vor einem kompliziert wirkenden Panel, das nur er deuten konnte. Er griff zu seinem Hals und holte einen kleinen Rosenkranz hervor, den er vorsichtig abschraubte. Darin steckte ein rechteckiger Kristall, von blauen Leitungen durchzogen, vorn mit einem Anschluss: ein sogenannter 45/MODE:DEUS, ein Datenkristall, den man auf den Dunklen Märkten von La Rocca leicht bekam – und mit dem sich technische Geräte … nun ja, Téo würde es durcheinanderbringen nennen. Dreißig Minuten würde ihnen der Kristall geben – dreißig Minuten, in denen die Kameras alte Aufnahmen sendeten und damit keine Gefahr darstellten.
Vorausgesetzt, die Händlerin in La Rocca hatte ihnen keinen Mist verkauft, der durch Téos sorgfältige Prüfung gerutscht war.
Die drei Freunde versammelten sich vor dem Glaskasten und schauten gebannt zu Téo. Inez sah in der Spiegelung die Gesichter ihrer beiden Freunde: Lyz Llavez, die in ihrer Aufregung sogar vergessen hatte, Téo zu verspotten. Téo Marchal, der in seinem zu großen Overall und mit dem konzentrierten Gesicht wie ein Priester wirkte, der im Gebet versunken war. Und sie selbst, Inez Valcárel, die nicht anders konnte, als für ihre Freunde und die gemeinsame Zeit dankbar zu sein.
Egal, wie es heute enden würde – sie würden gemeinsam siegen. Oder fallen.
»Ladies and …« – er schaute kurz zu seinem Spiegelbild – »… Gentlemen: Wir haben gezahlt, wir haben gespielt, jetzt … können wir nur noch beten.« Er steckte den 45/MODE:DEUS in eine kleine Öffnung im Schaltpanel – und hielt die Luft an.
Der Datenkristall begann blau aufzuleuchten und erwachte mit einem Sirren zum Leben, das immer lauter wurde – bevor schließlich alle Bildschirme für einen Moment das Bild eines grinsenden, gehörnten Dämons zeigten, der ebenso schnell wieder verschwand. Lyz und Inez schauten sich verwirrt an. Sollte das so sein?
Es war Téo, der jubilierend aufsprang – und sie damit aus der Verwirrung holte. Jetzt lachten auch die beiden Mädchen, und die drei Freunde fielen sich in die Arme, vergaßen für einen Moment La Golgotha und die Gefahren, die noch auf sie warteten.
Das Sanctum Sins war offiziell blind.
Dann wurde Téos Miene wieder ernst. »Ab jetzt läuft unsere Zeit.« Er schaute auf seine Armbanduhr und stellte eine Zeit ein. »Dreißig Minuten, Leute. Machen wir uns an die Arbeit.«
Dreißig Minuten, um das Sanctum Sins zu schlagen – und zu Legenden zu werden.
Nur keine Eile.
